Borussias Stürmer Welche Rolle spielt Alassane Plea bei Marco Rose?

Mönchengladbach · Im vergangenen Sommer war Alassane Plea der Königstransfer. In der Hinrunde ein Gesicht des 4-3-3-Systems. In der Rückrunde lief es schleppender. Wie geht es nun bei Marco Rose weiter mit dem Franzosen?

Alassane Plea im Porträt - aus Nizza zum Knipser bei Gladbach
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Das ist Alassane Plea

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Es war die perfekte Hinrunde für Alassane Plea. Er schoss acht Tore als Bundesliga-Novize, endlich war da wieder ein echter Mittelstürmer, der zu Borussia passt, kombinations- und treffsicher, zugleich körperlich extrem präsent. Seine Taten in der deutschen Eliteklasse, besonders sein tolles Tor zum 1:0 beim 3:0-Sieg beim FC Bayern und der Dreierpack beim 3:1-Sieg in Bremen, wurden auch in seiner französischen Heimat wahrgenommen. Didier Deschamps, der Weltmeistermacher, berief den 26-Jährigen zum ersten Mal ins Nationalteam, am 20. November debütierte Plea beim 1:0-Sieg gegen Uruguay.

Plea war eines der Gesichter der mit 33 Punkten und vielen beachtlichen Spielen herausragenden Hinrunde, die Borussia auf Rang drei beendete. Er war mittendrin im Auge des Gladbacher Sturms. Sein Marktwert kletterte von 23 auf 38 Millionen Euro. Die Prognosen waren bestens, vielleicht war da mal wieder ein Borusse, der ganz oben mitmischen kann in der Torjäger-Gilde, schließlich war der letzte Torschützenkönig aus Gladbach 1995 Heiko Herrlich. Als Plea dann beim Rückrundenauftakt in Leverkusen den Siegtreffer erzielte mit seinem quasi einzigen Torschuss, schien alles so weiterzugehen. Doch dann passierte mit Plea, was mit dem Rest der Borussen passierte: Es lief plötzlich nicht mehr rund, es kratzte und hakte, die Selbstverständlichkeit war weg, die Lockerheit ebenso.

War es die Position? Schließlich spielte Plea meist auf links, weil Kapitän Lars Stindl den Platz im Zentrum des Angriffs besetzte. War es das atemberaubende Angebot aus China, das es in der Winterpause gegeben hatte? Schwirrte das Plea durch den Kopf? Was da etwas anderes, das ihn ablenkte? Jedenfalls war er nicht mehr der Plea der Hinrunde. Und war damit auch jetzt das Gesicht zur Gesamtsituation. Dreimal traf er noch bis zum Ende der Saison, die zwölf Treffer sind ein guter Wert insgesamt, mehr schossen seit dem Wiederaufstieg der Borussen 2008 nur Marco Reus und Raffael. Und doch ist da das Gefühl, dass die Saison für Plea unvollendet geblieben ist.

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Und nun? Der Trainer, der ein System installiert hat, das für einen wie Plea gemacht ist, ist nicht mehr da. Nun kommt Marco Rose und er bringt einen neuen Ansatz mit: ein 4-3-1-2 mit einer Mittelfeld-Raute und zwei Spitzen. Plea kann das, natürlich, auch im 3-5-2, das Dieter Hecking zwischenzeitlich spielen ließ, hatte er einen zweiten Stürmer an seiner Seite. Was bisher in Pleas Zeit die Zweitvariante vorn war, könnte nun ein Dauerzustand werden: eine Doppelspitze.

Doch geht es auch um die Art und Weise, wie gestürmt werden soll: Im Rose-Stil müssen die Stürmer aggressiv hinter dem Ball her sein, pressen, fordern – und immer auch mit verteidigen. Das hat Plea bei Hecking auf dem linken Flügel gelernt, zuweilen musste er weit hinten Bälle erobern, so gesehen war es eine Horizont-Erweiterung für ihn, die künftig nützlich sein kann.

Kommen der Stürmer, der in der vergangenen Saison der Star-Einkauf war, und der Trainer, der nun Borussias Königstransfer ist, zusammen? Oder gibt es neue Denkansätze? Könnte Plea schneller wieder entschwinden als gedacht, wenn der Preis stimmt? So wie im vergangenen Jahr Jannik Vestergaard, als der FC Southampton mit dem Kauf des Dänen den Plea-Transfer möglich machte. Doch er hat sich eigentlich positioniert: „„Ich will bei Borussia bleiben und nicht nach einem Jahr wieder verschwinden“, sagte der Franzose im Februar.

Marco Rose wird sich ein Bild von „seiner“ Borussia schon gemacht haben. Wie groß die Umbaumaßnahmen noch sein werden, bliebt abzuwarten. Thorgan Hazard ist jedenfalls weg, derzeit wird der Belgier Leandro Trossard gehandelt, ein Linksaußen. Es dürfte eine Frage des tatsächlichen Systems sein, ob der 24-Jährige wirklich interessant wird für Gladbach. Raffael ist einer, der mit Plea schon gestürmt hat. Auch der Norweger Fredrik Gulbrandsen, den Rose von RB Salzburg mitbringen könnte, ist nach wie vor ein Thema. Er wäre günstiger als Trossard und zudem ein Typ Mittelstürmer. Ein Partner für Plea?

Und was ist mit Josip Drmic, der am Ende der Saison zum Darling aller Borussen wurde, als er zwei eminent wichtige Tor schoss, Tore, die Europa brachten? Der Vertrag des Schweizers läuft Ende Juni aus, er würde gern in Gladbach verlängern. Doch was sagt Rose? Wen hat er für den Sturm im Auge?

Szene vom 15. Spieltag in der Rhein-Neckar-Arena: Borussias Alassane Plea (l) und Hoffenheims Ermin Bicakcic kämpfen um den Ball.

Szene vom 15. Spieltag in der Rhein-Neckar-Arena: Borussias Alassane Plea (l) und Hoffenheims Ermin Bicakcic kämpfen um den Ball.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Klar ist: Der Plea der Hinrunde, eiskalt und effektiv, wird bei jedem Trainer und in jedem System Platz finden. Beim Testspiel in China bei Guangzhou R&F (4:0) hat Plea getroffen: Er sprintete los, spielte Doppelpass mit Patrick Herrmann und schoss das 3:0. Vorher hatte er Josip Drmic das 2:0 aufgelegt. Tore und Vorlagen sind die letzte Wahrheit für einen Stürmer. Plea hat sich also aus der Saison verabschiedet, wie sie angefangen hat: als kombinations- und treffsicher Mittelstürmer.

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