Interview mit Borussias Youngster Beyer träumt von einer Karriere wie der von ter Stegen

Mönchengladbach · Vor dem bisher größten Spiel seiner Karriere spricht Borussias Eigengewächs über seine großen Träume - und seine Nervosität vor dem Dortmund-Spiel.

 Jordan Beyer

Jordan Beyer

Foto: Dirk Päffgen

Herr Beyer, am letzten Spieltag geht es für Borussia gegen den BVB und Sie werden mit 18 Jahren wahrscheinlich in der Startelf stehen.

Beyer Wenn es so kommt, wird es definitiv das bislang größte Spiel meiner Karriere. Das Hinspiel war schon etwas ganz Besonderes, das war mein bisheriges Highlight, auch wenn das Ergebnis nicht schön war. Das wird eine riesige Sache für mich, und wer weiß, ob es überhaupt nochmal passieren wird, dass ich in einem Endspiel um die Champions League spielen werde.

Sind Sie nervös?

Beyer Definitiv bin ich nervös. Und man realisiert immer wieder, was das für eine Aufgabe am Samstag wird. Für uns geht es um die Champions League, der BVB kann Meister werden. Das ist für beide ein riesiger Ansporn. Mit dem Unterschied, dass wir unser Ziel in der eigenen Hand haben.

Wie macht sich Ihre Nervosität bemerkbar?

Beyer Ich habe ein dauerhaftes Kribbeln im Bauch. So viele Bundesligaspiele habe ich als Profi ja auch noch nicht gemacht, bisher sind es acht. Und dann steht einem so eine Partie bevor. Ich stelle mir jeden Tag vor, was am Samstag passieren könnte und träume natürlich auch davon, dass ich dabei mein erstes Tor schießen werde. (lacht)

Können Sie das alles schon realisieren, Sie sind schließlich noch im Schul-Alter?

Beyer Ich habe mir so was immer gewünscht, aber, wenn ich ehrlich bin, nie wirklich daran geglaubt, dass ich in meinen jungen Jahren schon so ein Spiel bestreiten könnte.

Wie beeinflusst das Ihr Leben abseits des Fußballs?

Beyer Das ist immer noch komisch für mich. Zu Hause bin ich einfach Jordan, bei meinen Kumpels nach wie vor der Schulfreund. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, dass ich dann immer derjenige bin, der samstags zum Spiel fährt.

Borussia Mönchengladbach: Jordan Beyer im Porträt
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Das ist Jordan Beyer

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Foto: Christian Verheyen

Wie wird es um ihre Nervosität an diesem Samstag stehen, wenn Sie auf dem Platz stehen?

Beyer Da wird es bei mir so sein wie zuletzt auch. Sobald ich auf dem Feld bin, bin ich im Tunnel. Da wird diese Partie für mich wie jede andere sein. Natürlich ist es am Anfang, wenn man ins Stadion einläuft, unglaublich, gerade am Samstag wird das so sein. Das ist etwas Besonderes im eigenen Stadion vor 54.000 Zuschauern um die Champions League zu spielen. Und die wollen wir uns nun holen.

Was haben Sie bereits gelernt als Profi bei Borussia?

Beyer Das ist schwer zu benennen, aber ich denke, dass ich mich im Ganzen weiterentwickelt habe und nun ein bundesligareifer Spieler bin. Ich bin seit eineinhalb Jahren bei den Profis dabei, und gerade die Tipps der ganzen gestandenen Spieler sind für mich Gold wert.

Erst vor zwei Wochen gegen Hoffenheim (2:2) hatten Sie ihren ersten Einsatz in der Rückrunde, nun sind Sie fester Bestandteil des Erfolgs der letzten Spiele.

Beyer Die Rückrunde lief nicht optimal für mich, das stimmt. Erst habe ich nicht gespielt, dann war ich lange verletzt und dann habe ich auch noch eine Rote Karte bei der U23 gesehen und war gesperrt. Aber grundsätzlich ist es kein Problem für mich, wenn ich nicht spiele, auch wenn ich das natürlich so häufig wie möglich machen möchte. Wir haben eben auch andere Spieler, richtig gute. Und es gehört zum Entwicklungsprozess dazu, dass man Zeiten überstehen muss, die mal nicht so gut sind. Man muss dann einfach auf seine Chance warten und die dann auch nutzen.

Was Ihnen gelungen ist. Sie kamen zur Halbzeit gegen Hoffenheim in die Partie und hatten gleich einen Torschuss.

Beyer Solche Aktionen und die ersten gewonnenen Zweikämpfe geben einem Selbstvertrauen, das ist enorm wichtig. Wir standen in dem Moment sehr unter Druck, wir lagen ja zurück. Dass es dann so gut für uns lief, hat mich und uns sehr erleichtert. Das Publikum war wieder da und ich bin überglücklich, dass mein Comeback so gut gelaufen ist.

Vor der Partie in Hoffenheim spielten Sie zuletzt im Hinspiel gegen Dortmund (1:2), wo Sie vor dem 0:1 einen schwerwiegenden Ballverlust hatten.

Beyer Das stimmt. Das war auch generell mein bisher schwierigstes Spiel. Der BVB war in einer richtig guten Form zu der Zeit, vielleicht haben wir nun das Glück, dass sie nicht ganz auf dem Level sind wie damals. Dennoch haben sie sehr viele tolle Spieler wie Marco Reus, Jadon Sancho und viele mehr. Das ist einfach eine super Mannschaft.

Früher waren Sie ein Fan der Gladbacher Mannschaft mit Reus, jetzt spielen Sie gegen ihn und bei Borussia mit einigen Ihrer Idole von damals wie Patrick Herrmann.

Beyer Das ist schon verrückt. Von Patrick habe ich auch nach wie vor ein Trikot in meinem Zimmer. Auch von vielen anderen Spielern wie Cristiano Ronaldo beispielsweise.

Auf den könnten Sie nächste Saison mit Borussia in der Champions League treffen.

Beyer Das wäre ein absoluter Traum von mir, gegen ihn zu spielen.

Was passiert mit Ihnen, wenn Sie die Königsklasse schaffen sollten?

Beyer Ich bin ein Mensch, aus dem die Gefühle sofort heraussprudeln. Ich könnte dann zu Hause die ganze Zeit durchs Haus springen. Bei mir dauert es immer ein bisschen, bis ich etwas so richtig realisiert habe.

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Foto: Borussia Mönchengladbach/Borussia

Die Chance ist groß, nachdem Borussia in Nürnberg mit 4:0 gewonnen hat und nun wieder Vierter ist.

Beyer Wir haben uns bei dem Spiel den Frust der vergangenen Wochen von der Seele geschossen. Als wir gegen Hoffenheim das 1:2 kassiert haben, dachten viele wahrscheinlich, dass wir am Ende sind, aber wir haben es geschafft, wieder zurückzukommen. Und jetzt sind wir voll da.

Mit Ihnen, einem Spieler, der aus der eigenen Jugend-Akademie Borussias, dem Fohlenstall, stammt und auch noch Niederrheiner ist.

Beyer Es ist etwas Besonderes, wenn man für den Klub, für den man in der Jugend gespielt hat und von dem man immer Fan war, spielen darf. Ich habe immer auf dem Platz der U19 gestanden, rüber auf den Borussia-Park geguckt und gedacht: Da will ich hin. Dass ich es geschafft habe, ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Borussia ist bekannt für seine gute Jugendarbeit, vor Ihnen haben es auch Herrmann, Tony Jantschke oder Marc-André ter Stegen geschafft, der nun beim FC Barcelona spielt.

Beyer Es ist für jeden ein Ziel, einen Werdegang wie ter Stegen zu schaffen. Ich möchte nun bei Borussia meine Spuren hinterlassen, und es fühlt sich super an, dass ich dazu die Gelegenheit bekomme. Das ist zwar noch ein bisschen surreal, aber wunderschön. Und nun arbeite ich daran, dass ich immer besser werde.

Und bei Borussia Geschichte schreiben?

Beyer Jetzt wollen wir erstmal alle gemeinsam Geschichte schreiben mit dem Einzug in die Champions League.

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