Platz vier ist weg Verspielt Gladbach auch noch Europa?

Mönchengladbach · Das Polster ist weg, Eintracht Frankfurt vorbeigezogen und nun Vierter. Es muss etwas passieren in Mönchengladbach.

 Florian Neuhaus schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

Florian Neuhaus schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.

Foto: Dirk Päffgen

Bremen. Hannover. Leipzig. Stuttgart. Hoffenheim. Nürnberg. Dortmund. Sieben Spiele, sieben Gegner. Und 630 Minuten, die Auskunft geben werden darüber, ob Borussia Mönchengladbach in dieser Saison einen Schritt nach vorn gemacht hat oder nicht. Auch in den vergangenen beiden Spielzeiten hatten sich die Borussen in eine gute Position gebracht, hatten dann aber alles verspielt. Nun sollte es anders sein: Die vermeintliche Verlierer-Mentalität sollte besiegt sein, die Borussen wollten nachweisen, dass sie Gewinner sein können. Sie spielten stark und mutig, sie spielten sich in die Rolle eines Champions-League-Kandidaten. Doch nun laufen sie Gefahr, wieder alles zu verpassen.

Eines haben sie schon verloren: Sie haben es nicht mehr selbst in der Hand, die Champions League zu erreichen. Da ist nun Eintracht Frankfurt im Vorteil. Vor einigen Wochen waren das noch die Borussen. Da hatten sie auf Schalke 2:0 gewonnen, waren Zweiter und hatten zehn Punkte Vorsprung auf den Fünften Eintracht. Sieben Spiele und nur fünf gesammelte Punkte später  ist die Stimmung am Niederrhein düster. Die Leserbrief-Schreiber und die Kommentatoren in den sozialen Netzwerken zeichnen Untergangsszenarien, es wird diskutiert, ob Dieter Hecking noch der richtige Trainer sei, es geistern bereits die Namen möglicher neuer Trainer durch die Internet-Foren und Medien (z. B. Marco Rose, Trainer von RB Salzburg). Alles ist geleitet von der Furcht, dass Gladbach Europa komplett verspielt.

Noch haben die Borussen fünf Punkte mehr als der Sechste Bremen, der am Sonntag Gast im Borussia-Park ist. Doch das verspielte Polster auf Frankfurt, das nun sogar zwei Zähler mehr hat, und vor allem dass das 1:3 in Düsseldorf passiert ist, raubt vielen Gladbach-Fans die Hoffnung, dass es nochmal eine Trendwende gibt. Die Verantwortlichen mahnen zwar weiterhin, die Ruhe zu bewahren, doch die Frage ist: Wie viel Ruhe ist erfolgsfördernd? Die „Zeit“  beschrieb zuletzt eine „Verkuschelung der Welt“ und riet, dass es hilfreich sein kann, auch mal schlechte Stimmung zu machen und streitbar zu sein. Das könnte auch der Weg aus der Krise sein: „Es geht darum, dass wir die Art und Weise hinterfragen, wie wir mit den Jungs umgehen“, sagte Hecking. Der Ton dürfte sich ändern im Borussia-Park, ja  er muss es. „Wir müssen alles hinterfragen“, sagte Hecking. Ein kühler Kopf ist nötig in dieser Situation, natürlich. Aber auch eine klare Kante.

Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Mönchengladbach: die Borussen in der Einzelkritik
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Fortuna - Borussia: die Borussen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

„Wir müssen uns neue Lösungen überlegen“, hatte Abwehrchef Matthias Ginter schon vor dem Düsseldorf-Spiel unserer Redaktion gesagt, nach dem Debakel bekräftigte er das. Passt das System noch? Und wenn ja, was muss personell geändert werden, um die Maschine Borussia wieder ans Laufen zu bekommen? Für Hecking ist es weniger ein System-Problem, als eine Grundsatzfrage: „Es geht darum, erst mal zu wissen, wer in der Lage ist, der Situation Stand zu halten und seine Leistung zu bringen“, sagte der Trainer. Hecking sucht nach den streitbaren Borussen, die den Kampf um den Einzug in den Europapokal annehmen.

Der Trainer selbst muss den Willen zum Erfolg vorleben, er muss auch nach außen mehr Unbedingtheit haben, was das Saisonziel angeht. Und diese Unbedingtheit muss zudem wieder im spielerischen Ansatz zu erkennen sein. Sportdirektor Max Eberl stellte in Düsseldorf klar: „So möchten wir nicht Fußball spielen.“ Der Satz ging ans Team. Aber auch an den Trainer.

Die Borussen haben bis Sonntag, 18 Uhr, Zeit, sich neu aufzustellen. Dann beginnen die 630 Minuten, die zeigen werden, ob Heckings Borussia den nächsten Schritt gemacht hat hin zum Gewinnerteam. Dazu gehört vermutlich auch, sich klar zu Zielen zu bekennen, zu sagen, was man sein will. Wie es Sebastian Rode in Frankfurt gemacht hat. „Wir wollen Platz vier nicht mehr hergeben. Die Eintracht würde in die Champions League passen“, sagte der Mittelfeldspieler der Hessen.

Dieses Selbstbewusstsein tragen die Frankfurter auf dem Rasen wie eine Monstranz vor sich her. Sätze wie die von Rode hat man von den Gladbachern nicht gehört, als sie noch auf dem Champions-League-Rang standen. Borussia muss sich klarwerden, wohin sie passen will. Und das muss sie auch der Konkurrenz klar machen. Vor allem mit Taten auf dem Rasen.

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