Borussias Derby-Niederlage Die Champions League muss doch Motivation genug sein

Mönchengladbach · Der Auftritt von Borussia in Düsseldorf erinnerte an die Darbietung beim 1:2 in Hamburg am letzten Spieltag der Saison 2017/18. Da ging es um die letzte winzige Europa-Chance - und das Team tat nichts dafür. Eine Analyse zur aktuellen Situation.

 Das war am 18. Mai 2018: Yann Sommer war beim 1:2 in Hamburg bedient. Ähnlich fühlte sich der Torhüter nun in Düsseldorf.

Das war am 18. Mai 2018: Yann Sommer war beim 1:2 in Hamburg bedient. Ähnlich fühlte sich der Torhüter nun in Düsseldorf.

Foto: imago/Claus Bergmann/Imago

„Sie betreuen Borussia seit Jahren, das werden Sie in dieser Form lange nicht gesehen haben“, sagte Borussias Trainer Dieter Hecking auf die Frage, ob die Aussicht, in der Champions League zu spielen, nicht Motivation genug sei für seine Mannschaft. So gibt es nach dem 1:3 in Düsseldorf Gesprächsbedarf zwischen Trainer und Team. Zuvor hatte Hecking zugegeben, das Spiel gegen Fortuna vielleicht zu wenig beworben zu haben bei seinen Spielern, es nicht als Derby anerkannt zu haben, sondern „nur“ als Nachbarschaftsduell. Tatsächlich spielte Gladbach, als würde es einen netten Besuch in der Nachbarschaft machen: Der Auftritt war ein einziges Gastgeschenk.

Aber zurück zum Thema Motivation: Es ist Bundesliga. Und in dieser, da kann man rund eine Millionen Zitate der Fußballer heraussuchen, ist jedes Spiel eine Herausforderung, weil es immer eng ist. Daraus ergibt sich, dass gegen jeden Gegner die größte Motivation da sein muss. Und Ausdruck dessen muss sein, mindestens die Basics auf den Rasen zu bringen. Da geht es nicht ums Grätschen, Kratzen und Beißen, sondern um die Basics im Gladbach-Style: fußballerisch aggressiv sein, mutig sein et cetera.

Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Mönchengladbach: die Borussen in der Einzelkritik
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Fortuna - Borussia: die Borussen in der Einzelkritik

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Mit diesen Tugenden haben sich die Borussen in die Situation gebracht, ein Champions-League-Kandidat zu sein. Nicht von per se sind die das, aber eben in dieser der Saison. Nach 20 Spielen waren die Gladbacher Zweiter, nach 26 Spielen Vierter – und nun ging es in Düsseldorf darum, klarzumachen, dass man behalten will, was man hat. Dass man in die Champions League will. Denn die ist auch Europa, und nicht nur die Europa League. Letztere ist nun vielleicht eher das Thema, denn vorerst ist der Champions-League-Rang, den die Gladbacher seit dem fünften Spieltag ununterbrochen innehatten, weg. Aus dem Gejagten ist ein Jäger geworden. Ergibt sich daraus eine neue Motivationslage? Am Ende ist es egal: Es geht um die Champions League, es geht um Europa. Wenn das nicht die entscheidende Motivation ist, ist das seltsam.

Und es ist leider auch so, dass es einen Vergleich gibt, der noch nicht mal so lange zurückliegt: Am 12. Mai 2018 spielten die Gladbacher in Hamburg und an diesem letzten Spieltag der Saison 2017/18 um die letzte winzige Chance auf Europa. Nach wenigen Minuten war klar: Es wird nichts werden, und so kam es dann auch. Es gab ein 1:2 beim HSV, der sich mit einem Sieg in die Zweite Liga verabschieden durfte. Es wäre auch bei einem Borussen-Sieg nichts mit Europa geworden, doch war da die Botschaft, nicht alles getan zu haben, um im Falle eines Falles ... und eben dieses Gefühl ist die Quintessenz des Spiels, das unter dem Hashtag „F95BMG“ firmiert. Düsseldorf war Hamburg reloaded.

Nach dem HSV-Spiel entschied sich Dieter Hecking, etwas zu verändern, er kippte das 4-4-2 und verordnete seinen Spielern Mut und Offensivgeist im neuen Look. Das kann man dem Trainer nur raten: Machen Sie’s noch einmal, Herr Hecking. Sie haben das, was in Düsseldorf passierte, schon erlebt. In Hamburg. Da gab es keine nächste Chance, jetzt bleiben sieben Gelegenheiten, es viel, viel, viel besser zu machen, denn in Düsseldorf war es sehr, sehr, sehr schlecht. Die Champions League, Europa und nun auch, sich zu rehabilitieren für Düsseldorf – das muss Motivation genug sein, um in siebenmal 90 Minuten plus Nachspielzeit alles zu geben für den Erfolg.

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