DFB-Team nach dem Niederlande-Spiel Ein neues Team, ein paar alte Probleme

Düsseldorf · Dem deutschen Fußball-Nationalteam ist der Neustart beim Sieg gegen Holland weitestgehend geglückt. Einige Baustellen hat Joachim Löw aber auch in Zukunft noch zu bearbeiten.

 Jubel beim deutschen Team nach dem Führungstreffer von Leroy Sane.

Jubel beim deutschen Team nach dem Führungstreffer von Leroy Sane.

Foto: AP/Peter Dejong

Es gab an diesem Abend vieles, was zuversichtlich gemacht hat für die Zukunft der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Deutschland siegte zum Auftakt der Qualifikation zur Europameisterschaft 3:2 gegen die Niederlande. Etwas glücklich? Vielleicht. Unverdient? Keinesfalls. Zufällig? Ganz bestimmt nicht. Die erste Halbzeit der DFB-Auswahl in Amsterdam war vermutlich die beste in den vergangenen Jahren. So druckvoll, so aggressiv in den Zweikämpfen. Kleinere Anfälligkeiten in der Defensive konnten spielerisch durch die Offensivkräfte übertüncht werden. Also alles Friede, Freude, Eierkuchen?

Der Bundestrainer jedenfalls verspürte offenbar noch ein wenig Lust an öffentlicher Reibung, als er auf die Einwechslung des leicht angeschlagenen Marco Reus in den Schlussminuten angesprochen wurde. „Also die Verantwortlichen von Borussia Dortmund interessieren mich in dem Moment nicht“, sagte Joachim Löw. „Ich glaube, dass es sinnvoll war, Marco nicht von Anfang an zu bringen. Da muss ich den Glauben haben, dass er 90 Minuten durchspielen kann. Wenn der Muskel müde wird, kann etwas passieren. Das Risiko wollte ich für mich nicht eingehen. Das Risiko, dass was passiert, wenn er kommt, war nicht so groß.“ Immerhin: Reus hat sich in den Augenblicken seines Schaffens nicht verletzt und obendrein auch noch den Siegtreffer für Nico Schulz vorbereitet. Weshalb die Personalie Reus so brisant ist: Reus war zuletzt in der Bundesliga wegen einer Muskelverletzung ausgefallen. Der BVB spielt als Tabellenzweiter im Fernduell mit dem FC Bayern München um die Meisterschaft am Samstag gegen Wolfsburg. Eine Woche später kommt es dann in München zum Topspiel gegen die Bayern.

Es gab in diesem Spiel ein paar erwartbare Gewinner. Leroy Sané hat über weite Teile gehalten, was man sich von ihm versprochen hat. Wenn man ihn an der langen Leine lässt, ist er ein unberechenbarer Quälgeist für jede Hintermannschaft. Dazu noch Serge Gnabry. Bei Sané deutete sich indes in der Körpersprache zumindest zart an, dass er für eine Mannschaft auch eine Last sein kann, wenn er abwinkt, weil ein Pass nicht richtig angekommen ist und nicht bei jedem Umschaltspiel auch in der Rückwärtsbewegung gewillt ist mitzumachen. Man ist vor allem fasziniert davon, wie durchdacht seine Offensivaktionen für einen 23-Jährigen sind, gekrönt gegen Holland mit dem Führungstreffer.

Manuel Neuer hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Einen Ball hat er in alter Manier herausgefischt, bei einem anderen stand er einfach gut. Aber auch sich anschießen lassen, ist durchaus eine Leistung. Die Torhüterposition war nie die Schwachstelle im deutschen Team – auch wenn Marc-André ter Stegen längst eine Chance verdient gehabt hätte. Deutlich wackliger ist das Gebilde davor. Niklas Süle soll mit 23 Jahren Chef der Defensivabteilung sein. Man kann ihm nun einzelne Fehler anrechnen, was er braucht, ist vor allem Spielpraxis in diesem Umfeld. Die Anlagen sind allemal da, um ihn herum eine rustikale, aber auch spielstarke Verteidigung zu bauen. Spannend wird sein, wie die junge Mannschaft mit zu erwartenden Rückschlägen umgehen wird. Denn erst daraus wird sich die Chance ergeben, wieder eine richtig große Mannschaft zu entwickeln.

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