Zuletzt wenige Tore Borussia muss einfach mal wieder draufhalten

Mönchengladbach · Die 0:3-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg zeigte erneut: Borussia Mönchengladbach trifft derzeit das Tor zu selten. Der Grund ist, dass beim Abschluss die letzte Konsequenz fehlt.

 Lars Stindl ärgert sich über eine verpasste Torchance.

Lars Stindl ärgert sich über eine verpasste Torchance.

Foto: AFP/PATRIK STOLLARZ

Es war eine famose Rückkehr, die Lars Stindl hinlegte. Es geschah am 6. Oktober, zum ersten Mal spielte Borussias Kapitän nach seiner schweren Verletzung wieder mit. Stindl war die große Überraschung, die Trainer Dieter Hecking beim 3:0-Sieg in München aus dem Hut zauberte. Zuvor wurde gerätselt, wo Stindl spielen könnte, wenn er wieder da ist, nun gab der Aufstellungsbogen in München die Antwort: im Sturmzentrum. Alassane Plea, der neue Mittelstürmer, rückte auf die linke Seite.

Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg: Bilder des Spiels
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Foto: REUTERS/WOLFGANG RATTAY

Es klappte: Plea schoss das 1:0 mit einem Schuss, den er, von links in die Mitte ziehend, perfekt platzierte. Stindl traf aus zwölf Metern in Mittelstürmer-Position zum 2:0. Stindl war seither meist der Mann in der Mitte, Plea und Thorgan Hazard seine Flügelmänner. Die beiden schossen Tor um Tor, Stindl traf nur noch einmal, doch war er oft einleitend tätig bei Toren, unter anderem steuerte er zwei Assists bei und spielte beim 4:0 gegen Mainz dreimal den vorletzten Pass vor dem Tor. Zuletzt hakte es aber bei den Dreien im Sturm, nur einen Treffer haben sie produziert in der Rückrunde, das war der von Plea beim 1:0-Sieg in Leverkusen. Es fehlt die Selbstverständlichkeit vor dem Tor. Auch bei Stindl.

Das zeigte sich beim 0:3 gegen Wolfsburg. Zweimal bediente er Kollegen fachgerecht, beide aber vergaben die Chancen, erst Florian Neuhaus, dann Hazard. Doch war die Frage erlaubt, insbesondere bei der Situation, als Stindl zu Hazard hinüberpasste: Warum schoss er nicht selbst, so wie im Oktober in München, mit der Innenseite, die als eine der feinsten der Liga gilt? „Es war unglücklich, ich dachte es wäre die richtige Entscheidung. Im Nachhinein kann man natürlich sagen, dass ich hätte selbst schießen können“, sagte Stindl. Hätte er es getan, wäre die Geschichte des Wolfsburg-Spiels vielleicht eine andere geworden, und es wäre eine schöne Geschichte für ihn gewesen: Hätte Stindl einmal getroffen, wäre es sein 50. Bundesliga-Tor im 260. Spiel. Hätten Neuhaus und Hazard seine Vorlagen verwertet, hätte er nun 50 Assists beisammen. Stindl weiß, dass „Fußball ein Ergebnissport ist“. Er und die ganze Borussia spielen zur Zeit zu verschnörkelt, man will, wie in der vergangenen Saison, oft den Ball ins Ziel tragen. Die Geradlinigkeit in Richtung Tor, für die das 4-3-3 steht, muss wieder mehr herausgearbeitet werden. Dass Plea momentan vielleicht der Mann für die Mitte wäre, ist die Meinung nicht weniger Experten und Fans. Was aber die Frage aufwirft: Wohin mit Stindl? Dass er spielt, ist wichtig, er ist Kapitän, Anführer, Leitfigur.

Borussia Mönchengladbach: Die Einzelkritik vom Spiel gegen VfL Wolfsburg
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Borussia - Wolfsburg: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Als Stürmer ist er zuweilen mit zu vielen Aufgaben betraut. Da das offensive Mittelfeld aktuell nicht so liefert wie in der Hinrunde, lässt sich Stindl immer wieder weit zurückfallen, um das Spiel zu organisieren – weswegen dann der Strafraum nicht besetzt ist. Zieht ihn Hecking zurück auf die Acht, kann Stindl mit seiner Passschärfe und seinen Ideen die vordere Reihe einsetzen oder sich an der Strafraumgrenze als Schütze positionieren.

Beim 3:0 gegen den VfB Stuttgart wählte Hecking die Version mit Stindl als Achter und machte den Kapitän in der Partie als „Taktgeber“ aus. Damals spielte Denis Zakaria an Stindls Seite, ein eher kämpferischer Typ also. Kann das auch eine Idee für das Bayern-Spiel sein? Möglich wäre auch die Variante mit Stindl und Hofmann, die beide sehr taktische Spieler und geschickte Anläufer sind. In München sorgten sie für die entscheidenden Ballgewinne vor den ersten beiden Toren.

Welche Rolle ein anderer Routinier am Samstag spielen kann, hängt davon ab, wie fit Raffael bis dahin ist. Ist er bereit, könnte er auch den Job in der Sturmmitte übernehmen, wenn Stindl weiter hinten eingesetzt wird. Das wäre sozusagen die Ur-Variante von „Plea-auf-links“, die beim Testspiel gegen Bochum im September zu besichtigen war.

Ungeachtet möglicher personeller und positioneller Variationen: „Wir müssen daran arbeiten, dass die Konsequenz vorn wieder da ist“, forderte Hecking. Das gilt auch für seinen Kapitän: Nicht quer spielen, sondern draufhalten. Wie im Oktober in München zum Beispiel.

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