Kommentar zum Durchfallerreger im Hähnchenfleisch Skandalöse Zustände

Berlin · Jede zweite Hähnchenfleisch-Probe im Einzelhandel ist mit einem Erreger befallen, der beim Menschen zu schweren Durchfallerkrankungen führen kann.

Die Verbreitung des Erregers Campylobacter auf frischem Geflügelfleisch hat in den vergangenen Jahren sogar noch drastisch zugenommen, wie Zahlen der Bundesregierung zeigen. Das ist nicht nur beunruhigend, das ist auch skandalös. Umweltverbände, Grüne und Verbraucherschützer fordern zu Recht, dass Politik und Behörden den Befall endlich eindämmen.

Unerträglich ist für ernährungsbewusste Verbraucher die Massenhaltung der Hühner in großen Hallen ohne Bewegungsraum oder natürliches Licht. Zudem pumpen viele Mastbetriebe die Tiere voll mit Antibiotika, so dass sich die besonders gefährlichen antibiotikaresistenten Erreger im Fleisch zunehmend verbreiten können. Viele Kunden entscheiden sich deshalb gegen billiges Geflügelfleisch.

Doch im Falle des Durchfallerregers Campylobacter sind es eher die anhaltenden Missstände auf den Schlachthöfen, die zu seiner Verbreitung beitragen. Mangelnde Hygiene in den Schlachtbetrieben sei die Hauptursache für den Anstieg der Fallzahlen in den letzten Jahren, sagen die Experten. Gegen das Lohndumping in den Schachtbetrieben haben Politik und Tarifpartner zwar bereits angekämpft, doch die Beschäftigten klagen weiterhin über eine zu geringe Bezahlung, Akkordarbeit und schlechte Arbeitsbedingungen. Zudem wird die Kühlkette vom Schlachthof in den Einzelhandel zu häufig unterbrochen, so dass sich das Fleisch zwischenzeitlich erwärmen kann. Um sicher zu gehen, dass der Verzehr von Hähnchenfleisch nicht zu einer Infektion führt, hilft anscheinend nur: Bitte gut durchbraten!

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