Torloses Unentschieden in Sinsheim Sommer rettet Borussia einen Punkt

Sinsheim · Für Borussia Mönchengladbach hat es in Hoffenheim nicht zu einem Sieg gereicht. Letztendlich müssen sich die Fohlen über den gewonnenen Punkt freuen. In der Schlussphase spielte Borussia in Unterzahl.

TSG 1899 Hoffenheim gegen Borussia Mönchengladbach: die Bilder des Spiels
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Hoffenheim - Borussia: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Borussia stand beim Bundesliga-Spiel am Samstag unter besonderer Beobachtung. Günter Netzer, die große Ikone der goldenen 70er Jahre war nach Sinsheim gekommen, um sich seine Nachfolger anzuschauen. Der einstige „King vom Bökelberg“ sah eine Gladbacher Mannschaft, die längst nicht so flott und mutig spielte, wie sonst meist in dieser Saison. So gab es nicht wie in den Jahren vorher ein torreiches Spektakel im Sinsheimer Stadion, sondern ein 0:0. Das Resultat war für die beiden Torfabriken ein Novum in dieser Bundesliga-Saison.

Für Hoffenheim war es angesichts der weit größeren Spielanteile ein verpasster Sieg, für Borussia ein gewonnener Punkt. Der könnte teuer erkauft sein mit Blick auf die anstehende Englische Woche. Denn Kapitän Lars Stindl musste verletzt ausgewechselt werden. Und auch Raffael musste kurz nach seiner Einwechslung wieder raus, nachdem er auf die Schulter gefallen war. Wie inzwischen bekannt wurde, fallen beide Spieler wohl wochenlang aus.

1899 Hoffenheim gegen Borussia Mönchengladbach: Noten - die Fohlen in der Einzelkritik
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Foto: Dirk Päffgen

Trainer Dieter Hecking veränderte seine Startaufstellung im Vergleich zum 3:0-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart auf fünf Positionen. In zwei Fällen waren es notwendige personelle Maßnahmen: Für den gelbgesperrten Denis Zakaria kam Florian Neuhaus zum Einsatz – er spielte neben Michael Cuisance, der zu seinem Startelf-Debüt in dieser Saison kam. Lars Stindl, der gegen Stuttgart auf der Acht gespielt hatte, rückte wieder in das Sturmzentrum, dafür musste Ibrahima Traoré auf die Bank . Tony Jantschke fiel kurzfristig wegen muskulärer Probleme aus, Jordan Beyer bekam den freien Platz in der Innenverteidigung.

Borussia spielte nach vorn im gewohnten 4-3-3-System. Hatte aber Hoffenheim den Ball, zogen sich die Außen Thorgan Hazard und Alassane Plea weit zurück, ebenso Cuisance und Neuhaus. So entstand eine Fünferkette vor der defensiven Viererkette mit dem Ziel, den Hoffenheimern jedweden Raum für schnelle Kombinationen und das gefährliche Flügelspiel zu nehmen. Folglich stand Borussia sehr tief.

Hecking hatte durchblicken lassen, dass es nicht wie bei den Gladbach-Auftritten zuvor ein Spektakel geben müsse in Sinsheim. Er setzte zunächst auf Sicherheit, mit flottem Umschaltspiel sollte die TSG dann getroffen werden. Doch das passierte zu selten, meist war es das Team des Gastgebers, das Spielanteile hatte. Wenn, dann war meist Tobias Strobl mit langen Bällen auf Hazard der Ursprung der Aktionen. Hazard hatte nach einem solchen Pass des Sechsers freie Bahn, verzog aber (24.). Vorher war Plea nach einer Standardsituation aus spitzem Winkel zum Abschluss gekommen, war jedoch an Oliver Baumann gescheitert (11.).

Hazard hatte es auf der rechten Seite mit einem augenscheinlich sehr motivierten Ex-Borussen Nico Schulz zu tun, der der einzige der insgesamt vier früheren Gladbacher bei der TSG war, der mitspielte. Havard Nordtveit, Lukas Rupp und Vincenzo Grifo waren nicht im Aufgebot von Trainer Julian Nagelsmann. Schulz bereitete dafür den Borussen durchaus Kopfzerbrechen, da er immer wieder für Gefahr sorgte vom Flügel.

Zweimal landete das Spielgerät auch im Gladbacher Tor: Doch sowohl beim Einschuss von Andrej Kramaric als auch beim Treffer von Joelinton gab es eine Abseitsposition. Im letzteren Fall entschied der Video-Assistent zu Gunsten der Gladbacher, deren Konstrukt hinten rum und vor allem über rechts anfällig war.

Das lag aber nicht am erst 18 Jahre alten Beyer. Er machte sein viertes Bundesligaspiel, das erste indes als Innenverteidiger. Zuvor gegen Leverkusen, in Augsburg und gegen Frankfurt hatte er Rechtsverteidiger gespielt. Er machte an der Seite des vier Jahre älteren Elvedi einen guten Job. Probleme hatte eher Michael Lang, der Schweizer. Auch Cuisance kam nicht an im Spiel. Er hatte wenig Ballkontakte und wenn, dann wirkte er übermotoviert.

Alles in Allem fand Borussia im ersten Durchgang kein echtes Mittel gegen das engagierte Hoffenheimer Spiel, Nagelsmanns Team hatte dank des 3-5-2-System zu oft Überzahl. Allein: Der Ertrag fehlte aus Sicht der Kraichgauer. Und Hecking behielt bis hierhin Recht: Ein Spektakel war es nicht, zumindest nicht von seinem Team. Das hatte unter anderem auch Yann Sommer vor einem Gegentor bewahrt, als er schon nach wenigen Minuten einen Schuss von Pavel Kaderabek stark parierte.

Kurz nach der Pause waren dann die Borussen dran mit einem Ball, der im Tor, indes ohne Konsequenz. Stindl spielte einen präzisen Pass in den Lauf von Hazard, der Torhüter Oliver Baumann umkurvte, doch dies aus einer Abseitsposition heraus. Hoffenheim blieb aber das dominierende Team. Hecking musste dann auch noch seinen Kapitän rausnehmen, Stindl hatte sich am Sprunggelenk verletzt bei einem Zusammenstoß mit Hoffenheims Verteidiger Kasim Adams. Laszlo Bénes kam zum ersten Einsatz in dieser Saison.

Joelinton hatte die nächste Chance für die TSG. Nach einer Vorlage des früheren Düsseldorfers Keren Demirbay stand der Brasilianer frei vor Sommer, zirkelte den Ball aber an den Pfosten. Das 0:0 war weiter schmeichelhaft für die Borussen. Dabei blieb es bis zum Schluss. Gladbach überstand auch Hoffenheims Schlussoffensive unbeschadet, obwohl die Mannschaft in Unterzahl spielen musste, nachdem Raffael verletzt vom Platz gegangen war. Bedanken mussten sich die Borussen beim Keeper: In der Nachspielzeit parierte Yann Sommer auf der Linie einen Ball, der den Sieg für Hoffenheim bedeutet hätte.

So sah Günter Netzer keine Tore und die besten Borussen ganz weit hinten: Nico Elvedi, der in einigen brenzligen Situationen stark klärte, Jordan Beyer, der kurz vor Schluss ein wichtige Rettungsaktion hatte, und den sicheren Torhüter Yann Sommer.

Hoffenheim Baumann - Adams, Posch, Bicakcic - Demirbay, Bittencourt - Kaderabek, Schulz - Nelson (71. Belfodil), Joelinton, Kramaric (63. Szalai). - Trainer: Nagelsmann

Mönchengladbach Sommer - Lang (74. Johnson), Beyer, Elvedi, Wendt - Strobl - Cuisance, Neuhaus - Hazard, Stindl (64. Benes), Plea (80. Raffael). - Trainer: Hecking

Schiedsrichter Benjamin Cortus (Röthenbach)

Tore Fehlanzeige

Zuschauer 30.150 (ausverkauft)

Gelbe Karten - Neuhaus, Cuisance

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