„Es ist ernüchternd!“ Herrmanns Fröhlichkeit weicht Tribünen-Frust

Mönchengladbach · Borussias Flügelstürmer Patrick Herrmann gehörte zuletzt nicht zum Kader und ist damit nicht zufrieden. Er überlegt, was im Winter zu tun ist. Trainer Dieter Hecking will den Offensivmann aber nicht abgeben.

Patrick Herrmann durfte noch nicht so oft für Borussia auflaufen, wie er es wollte.

Patrick Herrmann durfte noch nicht so oft für Borussia auflaufen, wie er es wollte.

Foto: Dieter Wiechmann

Es war in München, als Patrick Herrmann zuletzt so richtig aus sich heraus ging. Gerade hatte er das dritte Tor der Borussen beim 3:0-Sieg beim FC Bayern erzielt und jubelte nun ausgelassen. Von der Fröhlichkeit war am Mittwoch, als er zwei Monate nach seinem zweiten Saisontor über seine aktuelle Situation sprach, nichts übrig. 90 Minuten hat er danach noch auf dem Rasen gestanden: in der zweiten Halbzeit beim 1:3 in Freiburg und im ersten Durchgang des Pokalspiels gegen Leverkusen (0:5). Fortan war Herrmann nur Zuschauer. Schlimmer: In drei von vier Spielen war er nicht im Kader.

Das hatte es zuvor nie gegeben. Wenn der 27-Jährige fit war, gehörte er immer zum Aufgebot. Doch nun hat sich Trainer Dieter Hecking sowohl gegen Düsseldorf, in Bremen und zuletzt in Leipzig gegen den Flügelstürmer entschieden, beim 4:1 gegen Hannover saß er auf der Bank, kam aber nicht zum Einsatz. „Ich bin ganz gut in die Saison reingekommen“, erinnert Herrmann an die erste Phase dieser Spielzeit, als er bei seinen Joker-Auftritten gegen Schalke und in Berlin ein Tor und eine Vorlage produzierte. Gegen Frankfurt feierte er sein Startelf-Debüt, in Wolfsburg, wo er ebenfalls begann, sammelte er einen Assist ein und traf danach bei den Bayern kurz nach seiner Einwechslung. In Freiburg wurde er eingewechselt, gegen Leverkusen fing er nochmal an, spielte aber nicht gut. Dass er jedoch bis jetzt gar keine Rolle mehr spielen würde, war nicht abzusehen.

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Foto: Dirk Päffgen

„Es ist ernüchternd“, gestand Herrmann am Mittwoch. Zumal er sich im Sommer in den Fokus des Trainers zurückgespielt hatte, der ihm zuvor klargemacht hatte, unter welchen Umständen er ihn im Kader gebrauchen könne. In Heckings neuem 4-4-3-System braucht es Spieler, die Tiefe in ihrem Spiel haben – und genau die brachte Herrmann in den Spielen der Vorbereitung und im ersten Saisonteil auf den Rasen. Zuletzt waren seine Qualitäten aber nicht mehr gefragt. Thorgan Hazard, der gerade wieder mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht wurde, ist die Nummer eins auf rechts, und Ibrahima Traoré, der wuselige Dribbler, Heckings erste Alternative. Aus Gründen der Kader-Ausgewogenheit war daher kein Platz für einen zweiten Offensiven für den rechten Flügel. „Ich muss eine Entscheidung treffen und die fiel zuletzt gegen Patrick aus. Das hat aber nichts mit der grundsätzlichen Einstellung zu ihm zu tun“, sagte Hecking.

Diese ist, dass Herrmann einer der Spieler ist, die „für uns noch wichtig sein werden in dieser Saison“, sagte Hecking. Weswegen es von „meiner Seite aus keine Bestrebungen gibt, ihn im Winter abzugeben“, stellte Hecking klar. Er deutete zugleich an, dass die Stürmer Julio Villalba (Leihe?) und Josip Drmic (Verkauf?) entschwinden könnten. „Julio braucht Spielpraxis, auch Josip will spielen“, sagte Hecking. Herrmann hingegen gehöre zu denen, die „im Dunstkreis des Kaders sind“. Man werde, versicherte Hecking, „jeden im Kader brauchen, und wenn es nur für ein Spiel ist“.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Ob eine solche Perspektive Herrmann ausreicht? „Es ist doch klar, dass man sich Gedanken macht. Wenn man gar nicht im Kader ist, ist es schwierig“, gestand das Eigengewächs, das derzeit ausgewachsenen Tribünen-Frust hat. Als solches ist er wichtig für den Klub, Herrmann ist durchaus ein Stück Identität Borussias. Er und Tony Jantschke sind die letzten Vertreter der Generation Relegation im Team. Das ist ein eher weicher, aber nicht zu unterschätzender Faktor.

Während sich Herrmann für den Kader „im Training anbieten“ will, wird Jantschke als Ersatz für den verletzten Abwehrchef Matthias Ginter sicher dabei sein. Gleichwohl sind die Borussen wohl auf Verteidigersuche, wenn sich etwas ergibt, ist ein Vorgriff auf den Sommer denkbar. Denn etwas mehr Geschwindigkeit hinten würde nicht schaden, wie sich in Leipzig zeigte. Vorn steht unter anderem Patrick Herrmann für Schnelligkeit. „Ich bin mir sicher, dass ich dem Team mit meinen Qualitäten noch helfen kann“, sagte er. Er hofft, dass er diese These möglichst bald aktiv verifizieren kann.

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