RP-Empfang in Berlin Auf einen Drink mit der Kanzlerin

Berlin · Es kommt vermutlich nicht oft vor, dass Angela Merkel mit Linken-Politikern über ihre Nachfolger in der CDU plaudert. Aber am Abend fand sich das politische Berlin in der RP-Parlamentsredaktion ein - und dabei traf Gregor Gysi auf eine gut gelaunte Kanzlerin.

Im Bundestag hielt Angela Merkel eine ihrer besten Reden, beim Empfang der RP-Parlamentsredaktion am Mittwochabend zeigte die Bundeskanzlerin ihren Humor und ihre Schlagfertigkeit. Ob er auch Vorsitzender der CDU werden könne, fragte frech das Linken-Urgestein Gregor Gysi. „Dann müssen Sie aber vorher in die CDU eintreten“, entgegnete ihm die Noch-Vorsitzende. Gysi winkte da doch schnell ab. Live-Demokratie könnte man das nennen.

Am Mittwoch stand auch der Etat des Kanzleramts zur Debatte, der traditionell zur Generalaussprache genutzt wird. Und weil Parlamentarier nicht nur gern Geld ausgeben, sondern mindestens genauso gerne diskutieren und streiten, fand die Debatte um Programme und Personen eine entspannte Fortsetzung beim Redaktionsempfang in der Schumannstraße, nur wenige Fußminuten vom Reichstag entfernt. Die Berliner Politiker konnten ihre Argumente gleich noch mit anderen Gästen - Journalisten, Wirtschaftsvertretern und Behördenchefs - ungezwungen bei Altbier und Finger-Food austauschen.

Merkel kam übrigens direkt nach der Feier zum 70. Geburtstag des früheren Parlamentspräsidenten Norbert Lammert zum Empfang und scherzte unter anderem mit Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt und ihrem Vizekanzler Olaf Scholz (SPD). Die CDU-Kandidaten für den Vorsitz, Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz, mussten ihre Teilnahme absagen. Sie stellten sich zeitgleich auf einer Regionalkonferenz im thüringischen Seebach den Fragen der Mitglieder. Dafür konnten die Gäste umso freier über die Chancen der Kandidaten diskutieren.

RP-Empfang in Berlin 2018: Angela Merkel, Martin Schulz und Olaf Scholz unter den Gästen
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Die Welt der Politik zu Gast bei der Rheinischen Post

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Foto: Andreas Krebs

Aus der CDU waren Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Wissenschaftsministerin Anja Karliczek und Fraktionschef Ralph Brinkhaus gekommen. Aus der CSU ließen sich die beiden Minister Andreas Scheuer (Verkehr) und Gerd Müller (Wirtschaftliche Zusammenarbeit) sowie Landesgruppenchef Alexander Dobrindt blicken. Die SPD war unter anderem mit Parteichefin Andrea Nahles, Generalsekretär Lars Klingbeil, dem früheren Kanzlerkandidaten Martin Schulz und natürlich auch Finanzminister Scholz hochrangig vertreten. Und auch die Liberalen waren mit dem Partei- und Fraktionsvorsitzenden Christian Lindner, seiner Generalsekretärin Nicola Beer, dem umtriebigen FDP-Vize Wolfgang Kubicki und der Düsseldorfer Abgeordneten Agnes Strack-Zimmermann mit dabei.

Aus NRW wurden unter anderem Vize-Ministerpäsident Joachim Stamp (FDP), CDU-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Staatskanzleichef Nathanael Liminski und CDU-Fraktionschef Bodo Löttgen gesehen. Auch der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen und Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) gehörten wieder zu den Gästen des Empfangs. Schließlich kamen Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und zahlreiche Kommunal- und Landespolitiker sowie Vertreter der Wirtschaft aus dem Verbreitungsgebiet der Rheinischen Post.

Michael Bröcker, Chefredakteur der Rheinischen Post, bezeichnete den traditionellen Empfang des Parlamentsbüros mit Blick auf die aktuellen Umwälzungen bei den Parteien als „wohltuenden Hort der Stabilität in der Berliner Republik“. Der Austausch in gemütlicher Atmosphäre bleibe wichtig für Medien und Politik. Bröcker betonte, dass sich die RP als „Stimme des Westens“ verstehe, und begrüßte auch die Kollegen von den Partnerzeitungen, die mit den Berichten und Reportagen aus dem Berliner RP-Büro beliefert werden. Dazu gehören die Aachener Zeitung, die Rhein-Zeitung aus Koblenz, die Allgemeine Zeitung aus Mainz, die Kölnische Rundschau, der Wiesbadener Kurier, das Darmstädter Echo, der Gießener Anzeiger, die Wetzlarer Neue Zeitung, das Bocholter-Borkener Volksblatt und der Bonner General-Anzeiger, der seit einigen Monaten zur Rheinische Post Mediengruppe gehört. Mit Lob bedachte er die beiden Chefinnen des Parlamentsbüros, Eva Quadbeck und Kristina Dunz wie auch das gesamte Team. Allerdings sehe er die beiden Frauen derzeit fast „nur im Fernsehen“. Da musste auch die Kanzlerin schmunzeln.

Eva Quadbeck, die Leiterin der Berliner Parlamentsredaktion, verwies darauf, dass das vergangene das „härteste, arbeitsreichste und das dramatischste Jahr“ auf dem Berliner Parkett war, das sie in 16 Jahren als politische Beobachterin erlebt hat. Sie betonte, dass in Zeiten des Vorwurfs von „Lügenpresse“ oder „Systempresse“ der Austausch mit den Lesern über die eigene Arbeitsweise noch einmal an Bedeutung gewonnen hat. Mit Blick auf den Fall Hans-Georg Maaßen erinnerte sie an die journalistische Tugend des Zwei-Quellen-Prinzips, die auch für Regierungen und Nachrichtendienste gelten sollte. Sie scherzte darüber, dass mit Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn bereits zwei der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz von RP-Redakteuren mit einer Biografie bedacht wurden. Ob nach dem 7. Dezember auch noch ein Kollege ausgeguckt wird, ein Buch über Friedrich Merz zu schreiben, sei so offen wie der Wettlauf in der CDU um den Parteivorsitz, sagte sie.

Ausgerichtet wurde der Abend von den Herausgebern der Rheinischen Post, Dr. Karl Hans Arnold, Dr. Manfred Droste, Florian Merz-Betz und Irene Wenderoth-Alt sowie dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Rheinische Post Mediengruppe, Felix Droste. Ebenfalls gekommen waren die Mitglieder der Geschäftsführung, Johannes Werle (Vorsitzender) sowie Patrick Ludwig und Hans Peter Bork.

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