Kampf um die Torjägerkrone Plea und Hazard eifern Borussen-Trio nach
Mönchengladbach · Jupp Heynckes, Uwe Rahn und Heiko Herrlich gewannen in ihrer Gladbacher Zeit insgesamt vier Torjägerkronen. Nun stehen zwei Borussia-Stürmer wieder weit oben in der Torschützenliste – auch dank der offensiven Spielweise des Teams.
Thorgan Hazard ist ganz offensichtlich auf den Geschmack gekommen. Der Belgier, dem in der vergangenen Saison noch eine stark ausbaufähige Chancenverwertung vorgeworfen werden musste, erzielte im Nations-League-Spiel in der Schweiz (2:5) erstmals einen Doppelpack für die Nationalmannschaft.
Und in der Bundesliga kommt der Offensivmann nach elf Spieltagen bereits auf sieben Tore, womit er in der Spitzengruppe der Torjägerliste liegt – aber nicht bester Gladbacher ist. Sturmkollege Alassane Plea hat sich dank seines Dreierpacks in Bremen vorbeigeschoben und liegt mit acht Toren im Rennen um die Torjägerkrone auf dem zweiten Platz, nur Frankfurts Luka Jovic hat noch einen Treffer mehr kassiert.
Plea hat wie Hazard eine erfreuliche Länderspielreise hinter sich – auch wenn er kein Tor erzielt hat. Dafür kam der Franzose am Dienstag im Testspiel gegen Uruguay (1:0) erstmals für die A-Nationalmannschaft zum Einsatz. 13 Minuten vor dem Spielende wurde er für Olivier Giroud (FC Chelsea) eingewechselt. Zwar hatte der 25-Jährige in der kurzen Spielzeit keine Torszene mehr, doch zumindest konnte sich Plea erstmals Nationaltrainer Didier Deschamps zeigen.
Dem Weltmeistercoach war der hervorragende Start des Angreifers in der Bundesliga nicht verborgen geblieben. Acht Tore nach elf Spielen sind eine prächtige Bilanz, mit der Plea eben auch die Chance hat, ein Wörtchen bei der Vergabe der Torjägerkanone in Deutschland mitzureden.
Nach einem Saisondrittel scheint nicht nur der Kampf um die Meisterschaft in der Spielzeit 2018/19 spannender zu verlaufen als in den Vorjahren, auch jener um den Torschützenkönig dürfte offener sein als zuletzt, da es fast nur um die Frage ging, ob sich Bayerns Robert Lewandowski oder Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (mittlerweile Arsenal London) durchsetzt. Und aktuell mischen in Plea und Hazard zwei Borussen vorne mit – ein schöner Randaspekt der bislang so erfolgreichen Hinrunde. Doch kann einer von ihnen bis zum Schluss auf die persönliche Auszeichnung hoffen?
Die Chancen dürften auf jeden Fall besser sein, wenn die Mannschaft weiterhin so offensivfreudig und durchschlagskräftig auftritt wie im Anfangsdrittel der Saison. Im Falle der bisherigen Gladbacher Torschützen lässt sich der Zusammenhang zwischen persönlichem und mannschaftlichem Erfolg auf jeden Fall herstellen.
Als Jupp Heynckes in der Jahren 1974 (30 Treffer) und 1975 (27) den Titel gewann, wurde Borussia einmal Vizemeister und im Jahr drauf gar Deutscher Meister. Uwe Rahn (24) wurde Torschützenkönig, als Gladbach sich 1987 in einem Schlussspurt den dritten Rang sicherte – und Rahn zu den zehn Siegen am Stück alleine 14 Tore beisteuerte. Und Heiko Herrlich (20) sicherte sich die Torjägerkrone, als Gladbach 1995 nach acht Jahren die Rückkehr ins internationale Geschäft schaffte und Fünfter wurde.
Herrlich war auch der letzte Gladbacher, der ernsthaft in das Rennen um den Titel des Torschützenkönigs eingriff. Zwar landete Martin Dahlin ein Jahr später mit 15 Toren nur zwei Treffer hinter dem Sieger Fredi Bobic, nur war der Schwede aufgrund einer Rotsperre und Verletzungen in der entscheidenden Phase der Saison selten einsatzbereit und verpasste gleich zehn Rückrundenspiele. Nach ihm kam nur noch Marco Reus mit 18 Toren auf eine Trefferzahl, mit der sich zumindest theoretisch eine Chance auf den Titel hätte ergeben können, allerdings war 2012 der Schalker Klaas Jan Huntelaar mit 29 Toren weit voraus, Reus wurde Vierter.
Reus stand damals nach elf Spieltagen bei fünf Saisontoren und galt somit nicht als Kandidat auf die Krone. Auch Rahn hatte zum selben Zeitpunkt in der Saison 1986/87 erst fünf Treffer erzielt, Herrlich kam im Herbst 1994 gar nur auf vier Tore – beide steigerten sich aber und standen am Ende ganz oben. Dagegen konnten Peter Meyer (1967/68), Harald Nickel (1979/80) oder Oliver Neuville (2004/05) aus unterschiedlichen Gründen nicht von einem starken Auftakt profitieren. Sie alle standen nach elf Spieltagen an der Spitze der Torschützenliste, am Ende gewannen andere den Titel.
„Dass ich vorn stehe in der Torschützenliste, ist klasse. Aber wichtig ist mir vor allem, dass wir mit dem Team erfolgreich sind und ich dazu beitragen kann“, sagte Alassane Plea nach seinem Dreierpack in Bremen. Der 25 Jahre alte Franzose dürfte jedoch auch nichts dagegen haben, wenn er bis zum Schluss um die persönliche Trophäe mitkämpfen könnte – vielleicht auch gemeinsam mit Teamkollege Hazard. Treffsichere Stürmer sind schließlich ein gutes Indiz für eine erfolgreiche Saison.