Studie Lehrer skeptisch bei Digitalisierung

Berlin · Die Bundesregierung hat gerade einen fünf Milliarden Euro schweren Digitalpakt Schule aufgelegt. Doch etwa die Hälfte der Lehrer hält den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht für überschätzt - das zeigt eine Studie.

 Tablet und Schulbuch (Symbolbild).

Tablet und Schulbuch (Symbolbild).

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Lehrer in Deutschland sind gegenüber dem Einsatz von digitalen Medien an Schulen überraschend skeptisch eingestellt. Die Hälfte der Schulleiter (49 Prozent)  geben in einer Befragung für den Schulleitungsmonitor der Wübben-Stiftung an, dass der Nutzen digitaler Medien überbewertet werde. Im Kollegium gebe es zu 50 Prozent Vorbehalte gegen die Nutzung digitaler Medien, erklärten die Schulleiter zudem.

Die Bundesregierung hat gerade einen fünf Milliarden Euro schweren Digitalpakt Schule aufgelegt. Der Plan: Der Bund stellt das Geld zur Verfügung, um Schulen an schnelles Internet anzuschließen und mit W-Lan auszustatten. Die Länder kümmern sich um die Qualifizierung der Lehrer, die pädagogischen Konzepte und die Wartung der Hardware. Allerdings bedarf es noch einer Grundgesetzänderung, damit die Pläne umgesetzt werden können.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) ist trotz der teils skeptischen Einstellung der Lehrerschaft zuversichtlich. „Die Digitalisierung wird vor unseren Schulen nicht Halt machen“, sagte die Ministerin unserer Redaktion.  Dazu gehörten sowohl die richtigen pädagogischen Konzepte als auch Lehrer, die selbst dafür gut aus- und weitergebildet worden seien. „Da ist noch viel zu tun, was Bund und Länder gemeinsam mit dem Digitalpakt Schule anpacken wollen.“

Für die Studie wurden im Frühjahr 2018 1.471 Schulleiter in neun Bundesländern befragt - darunter NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz. Weitere Ergebnisse: Insgesamt schätzen die Schulleiter ihre Arbeit als recht erfolgreich ein. Fortbildungsbedürfnisse sehen sie insbesondere bei der Schulentwicklung, bei der Motivation des Kollegiums und bei der Umsetzung von Veränderung.

Bei der Wübben-Stiftung, die sich die Förderung benachteiligter Kinder auf die Fahnen geschrieben hat, sieht man die Einstellung der Lehrer zur Digitalisierung als Problem. „Dass der Schulleitungsmonitor diese Diskrepanz aufdeckt, halte ich für bedenklich, zeigt er doch, dass zu viele Schulleiterinnen und Schulleiter die Herausforderungen der Gegenwart nicht realisiert haben“, sagte Hauptgeschäftsführer Markus Warnke.

Widerspruch gegen den Eindruck, die Lehrerschaft sei gegen Digitalisierung, erhebt der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger. „Die Lehrerschaft ist sich einig, dass wir eine bessere digitale Ausstattung der Schulen wollen“, sagte Meidinger.  Skepsis gebe es in der Frage, ob die Schüler durch digitale Stoffvermittlung besser abschnitten. „Entscheidend für den Lernerfolg bleibt die Persönlichkeit des Lehrers“, sagte Meidinger.

 NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht in der Digitalisierung keinen Selbstzweck. Sie sei immer dann notwendig, wenn dadurch ein pädagogischer Mehrwert für alle Beteiligten entstehe, der Unterricht besser werde und Lernfortschritte schneller und mit größerer Motivation erzielt werden könnten. „Für uns gilt dabei: Pädagogik vor Technik“.

 NRW hat nach Angaben des Schulministeriums begonnen Lehrer und werdende Lehrer auf den digitalen Wandel vorzubereiten. Die Prüfungen für Lehramts-Referendare beinhalten von 2019 an auch den Nachweis digitaler Fähigkeiten.  Lehrer, die schon im Beruf sind, können in NRW an digitalen Fortbildungen teilnehmen.

(qua)
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