Naturführer im Interview Vom Hambacher Forst nach Erkelenz

Erkelenz · Naturführer Zobel hat Tausende Menschen an den vergangenen Sonntagen durch den Hambacher Forst geführt. Nun kommt er nach Keyenberg: „Mit Rückenwind.“ Dort erwartet er Sonntag einige Hundert Teilnehmer.

 Der Wald- und Ortsspaziergang soll an der Keyenberger Kirche starten, die Michael Zobel als Ort mit Symbolcharakter bezeichnet. Für den Spaziergang kündigt er Respekt vor den Natur an: „Ich kann nicht den Erhalt eines Waldes fordern und ihn zugleich zerstören.“

Der Wald- und Ortsspaziergang soll an der Keyenberger Kirche starten, die Michael Zobel als Ort mit Symbolcharakter bezeichnet. Für den Spaziergang kündigt er Respekt vor den Natur an: „Ich kann nicht den Erhalt eines Waldes fordern und ihn zugleich zerstören.“

Foto: Speen

Michael Zobel gehört mit seiner Lebensgefährtin Eva Töller zu den derzeit bekanntesten Waldführern Deutschlands. Ihnen folgten in den vergangenen Wochen viele Tausend Menschen durch den Hambacher Forst, gegen dessen Rodung für den Braunkohlenabbau beide sich seit Jahren einsetzen – am Sonntag verlagern sie ihren monatlichen Waldspaziergang nun nach Keyenberg. Auf ihrer Internetseite heißt es: „Der Hambi braucht Schonung – Waldspaziergang geht nach Keyenberg am Tagebau Garzweiler“.

Der Protest rund um den Hambacher Forst ist derzeit eines der größten gesellschaftlichen, politischen und medialen Themen. Sie setzen sich schon lange für dessen Erhalt ein. Was hat Sie bewogen, jetzt in Erkelenz einen ihrer Waldspaziergänge anzubieten?

 Naturführer Michael Zobel verlagert die monatlichen Sonntagsführungen durch den Hambacher Forst nach Erkelenz-Keyenberg.

Naturführer Michael Zobel verlagert die monatlichen Sonntagsführungen durch den Hambacher Forst nach Erkelenz-Keyenberg.

Foto: Zobel

Zobel Im Mai 2014 haben meine Freundin und ich damit begonnen, mit rund 50 Leuten einmal im Monat zu Waldspaziergängen durch den Hambacher Forst aufzubrechen. Als Naturführer, was mein Beruf ist, war das damals eine enorme Resonanz. Zunächst ging es den Teilnehmern mehr um die Natur, die wir erklärt haben. Das aber hat sich irgendwann geändert hin zu einem Protest gegen die geplante Rodung des Hambacher Forstes. Im September nun haben wir jeden Sonntag Waldspaziergänge angeboten, zu denen insgesamt 30.000 Teilnehmer gekommen sind. Jetzt aber braucht der Hambacher Forst eine Pause, der Wald hat gewaltig gelitten, andererseits war es nötig, dass so viele Menschen dort waren – deshalb wollen wir nun den Rückenwind mit nach Keyenberg nehmen.

Hambacher Forst: Bilder von der Kundgebung am 06. Oktober 2018
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So lief die friedliche Kundgebung am Hambacher Forst

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Foto: AFP/SASCHA SCHUERMANN

Nach einem Gerichtsbeschluss aus der vergangenen Woche darf der Hambacher Forst vorerst nicht gerodet werden. Wie kommt es zu dem Wechsel nach Erkelenz?

Zobel Der Hambacher Forst ist für mich ein Symbol für eine verfehlte Braunkohlenpolitik, die aber geht über den Wald hinaus, es geht auch um Menschen und Orte. Am Tagebau Garzweiler sollen beispielsweise noch fünf Dörfer umgesiedelt werden. Mit dem Rodungsstopp im Hambacher Forst ist erst einmal nur ein Etappenziel erreicht – das kann man am Beispiel von Keyenberg gut zeigen.

Sie kündigen auf Ihrer Internetseite einen Wald- und Ortsspaziergang an. Was verstehen Sie darunter?

Zobel Ich werde durch den kleinen Keyenberger Wald führen sowie zur Niersquelle, und Menschen aus Keyenberg und Umgebung werden durch den Ort führen. Die Ortsansässigen und wir haben uns am Hambi und auf den verschiedenen Klimacamps wie im Sommer in Erkelenz kennengelernt, wo wir intensiv besprochen haben, wie wir uns verbinden können. Mir geht es darum, jetzt die Menschen in Keyenberg und den Nachbarorten zu unterstützen. Wir haben viel Rückenwind in der Bewegung. Und ich spüre, dass in diesen Dörfern etwas passiert. Es keimt dort Hoffnung.

Wenn zuletzt mehrere Tausend Menschen ihre Waldspaziergänge am Tagebau Hambach besucht haben – mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie in Erkelenz?

Zobel Wie groß das wird, weiß ich nicht. Es werden bestimmt nicht Tausende, aber sicherlich einige Hundert – es wird ein ganz eindrucksvolles Bild werden. Was mir dabei wichtig ist, dass ich die Menschen in Keyenberg nicht verschrecken möchte, deshalb: Das wird eine Nummer kleiner, es wird zum Beispiel keine Lautsprecherwagen geben.

Wird es sich dabei um eine Demonstration handeln?

Zobel Das wird sich innerhalb der Woche noch klären müssen, ob der Spaziergang angemeldet werden muss.

Wer daran teilnehmen möchte, wohin muss der kommen?

Zobel Wir starten und enden am Sonntag, 14. Oktober, an der Kirche in Keyenberg als symbolischem Ort, denn jeder hat im Januar den Abriss des benachbarten Immerather Doms für den Tagebau Garzweiler erlebt. Wir wollen um 12 Uhr losziehen und planen gemütliche zwei bis drei Stunden für den Spaziergang ein.

Wie wollen Sie nach dem ersten Keyenberger Waldspaziergang weitermachen?

Zobel Für den 10. November haben die Anwohner und wir bereits einen weiteren Termin für einen Spaziergang geplant.

Und diese Frage an Sie besonders als Naturführer: Wie wird der kleine Keyenberger Wald so viele Besucher aushalten?

Zobel Die Leute, die kommen, haben großes Interesse an der Natur, sie gehen achtsam mit ihr um. Ich möchte mit dem Spaziergang den Respekt für die Natur erhalten oder wecken. Es wird nicht quer durch den Wald gehen, sondern hintereinander auf den Wegen. Ich kann nicht den Erhalt eines Waldes fordern und ihn zugleich zerstören.

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