Borusse spielt wenig Senkrechtstarter Cuisance braucht Geduld

Mönchengladbach · Michael Cuisance war in der vergangenen Saison die Überraschung. Aktuell ist der 19-jährige Franzose nur Teilzeitarbeiter. Doch auch vor einem Jahr ging es erst nach sieben Spielen richtig bei ihm los.

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Borussias Eigengewächse aus dem Fohlenstall

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Foto: AFP/UWE KRAFT

So richtig viel ist nicht anders im Vergleich zur Vorsaison. Sieben Pflichtspiele sind vorbei und Michael Cuisance ist Teilzeitkraft bei Borussia. Zweimal hatte er vor einem Jahr in der Liga gespielt, jeweils nach Einwechslungen, insgesamt kam er auf 74 Minuten. Jetzt kommen nur 47 Minuten zusammen nach sieben Pflichtspielen, die sich aber auf vier Spielteilnahmen verteilen. Für einen, der gerade 19 geworden ist und somit noch im Talent-Status unterwegs ist, ist das durchaus eine normale Situation.

Wenn dieser 19-Jährige aber mit 18 Jahren der große Durchstarter der vergangenen Spielzeit gewesen ist und für die Fans sogar der „Spieler der Saison“, dann ist es eben nicht ganz normal, zumal, wenn dieser junge Mann zudem einer aus dem vielversprechenden Nachwuchs des amtierenden Weltmeisters Frankreich ist und von daher ohnehin im Fokus steht.

Doch in den ersten Wochen der Saison waren es zwei seiner Landsleute, die für weit mehr Gesprächsstoff sorgten als Cuisance. Vor allem natürlich Alassane Plea, der neue Mittelstürmer, der sich bislang als Tormaschine (sieben Treffer in sieben Pflichtspielen) entpuppt hat. Aber auch Mamadou Doucouré machte auf sich aufmerksam, weil er nach zwei Jahren Verletzungsodyssee beim Testspiel in Willingen gegen den VfL Bochum tatsächlich sein Debüt im Gladbach-Trikot gab.

Cuisance hingegen ist etwas aus dem Rampenlicht gerutscht. 30 Einsatzminuten in der Liga, 17 im Pokal, noch kein Tor und kein Assist. Recht unspektakulär ist all das. Und weil er eben nicht mehr irgendwer ist, sondern der Cuisance, der in seinem ersten Jahr so toll durchstartete, kommt die Frage auf: Was ist los mit dem Zauberlehrling?

Aber der Blick in die Statistik der Vorsaison zeigt: Auch da ging es erst an Spieltag sieben richtig los bei Cuisance. Da kam er beim 2:1 gegen Hannover zum ersten Startelf-Einsatz und sammelte auch gleich eine Torvorbereitung ein. Gladbach staunte über den frechen jungen Kerl, der ein wenig Champagner-Gefühl ins etwas träge wirkende Borussen-Spiel der vergangenen Saison brachte. 26 Spiele in der Bundesliga machte er, neun davon von Beginn an, und zwei im Pokal, er war der Gewinner der Saison.

Michael Cuisance: Gladbach, Bayern usw. - seine Vita
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Das ist Michael Cuisance

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Foto: dpa/Sven Hoppe

„Mika hat in der vergangenen Saison von der Situation mit den vielen Verletzten profitiert, aber er hat die Chance, die sich geboten hat, auch genutzt“, sagt Trainer Dieter Hecking. Der Trainer schätzt das Spiel des französischen Feingeistes, auch wenn es aus Trainersicht zuweilen doch mit etwas Risiko behaftet ist. „Das gehört zu meinem Spiel“, sagte Cuisance. Und zu seiner Jugendlichkeit gehört, dass er sich zuweilen vielleicht zu sehr am eigenen Spiel berauscht, dann flapsig wird. Wie beim Testspiel gegen Eypanyol Barcelona in Wegberg (1:3), als er zunächst groß aufzog, dann aber fahrig und fehlerhaft spielte.

Cuisance, der sichtlich an Muskelmasse zugelegt hat, stieg nach der U19-EM in Finnland später in die Vorbereitung ein, zu dem Zeitpunkt hatten andere das neue Spielsystem mit nur einem Sechser und zwei Achtern und all den damit verbundenen Veränderungen schon intus. Vor allem Tobias Strobl, Jonas Hofmann und Florian Neuhaus, die dann auch in den ersten Saisonspielen die Jobs in der Zentrale bekamen. Cuisance, der zuvor meist einer der beiden Sechser gewesen war oder auch mal hängende Spitze, musste sich „an das neue System gewöhnen und sein Spiel etwas umstellen“, wie Hecking feststellte. Gegen Barcelona war er Achter, doch das Timing beim Pressing stimmte meist nicht, im Übrigen auch nicht bei Denis Zakaria, dem anderen Senkrechtstarter der Vorsaison.

Zakaria ist aber jetzt schon weiter, in Wolfsburg gehörte der Schweizer zum dritten Mal zur Startelf. Cuisance will auch wieder in diesen Status kommen, bestenfalls erstmals schon am Samstag in München. „Aber wir haben viele gute Spieler, die Konkurrenz ist groß. Ich muss im Training gut arbeiten, dann wird meine Zeit wieder kommen“, sagte Cuisance am Dienstag. Vielleicht geht die Saison für ihn wieder am siebten Spieltag richtig für ihn los. „Es ist nun mal so im Leben, dass man auch mal warten muss. Aber ich bin bereit zu spielen und ich will spielen“, sagte Cuisance.

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