Unentschieden in Wolfsburg Borussia gibt zwei Mal die Führung aus der Hand

Wolfsburg · Borussia Mönchengladbach ist in Wolfsburg nicht über ein 2:2 hinausgekommen. Das ist ärgerlich, weil die Fohlen gleich zweimal in Führung gingen.

Bundesliga 18/19: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach - Bilder des Spiels
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Wolfsburg - Borussia: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Es ist zu vermuten, dass sich Borussias Kapitän Lars Stindl selten so über einen Bankplatz gefreut hat wie am Samstag in Wolfsburg. Fast auf den Tag genau fünf Monate nach dem Syndesmosebandriss, den er sich am 28. April beim 1:1 auf Schalke zugezogen hatte, gehörte der 30-Jährige wieder zum Kader der Borussen. Vor dem Spiel postete sein Arbeitgeber ein Foto, das Stindl auf dem Weg in den Kabinentrakt des Wolfsburger Stadions zeigte – sein Lächeln sagte mehr, als es ein ganzes Epos hätte tun können: So viel Freude über den Moment, so viel Erleichterung waren in Stindls Blick.

Als er dann mit den Kollegen raus ging auf den Rasen, um das erste Gefühl für das da noch leere Stadion einzufangen, da wird die Vorfreude nochmal gewachsen sein. Durch die Verletzung hat Stindl die mögliche WM-Teilnahme verpasst und auch die Vorbereitung auf die Saison. Nun, im sechsten Spiel, kehrte er nach 154 Tagen zurück ins Gladbacher Aufgebot. Stindls Debüt im Kader war nicht das einzige an diesem Tag. Michael Lang, der Schweizer, stand zum ersten Mal in der Startelf. Das war eine von zwei Neuerungen. Zudem ersetzte Denis Zakaria im zentralen Mittelfeld Jonas Hofmann. Der Marathon-Mann, der in allen fünf bisherigen Spielen der laufstärkste Akteur war, bekam eine Pause und war auch nicht im Aufgebot.

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6. Spieltag: Reaktionen der Trainer

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Foto: REUTERS/Fabian Bimmer

Für die Debütanten Stindl und Lang, der es gut machte zum Einstand, aber nach 73 Minuten angeschlagen raus musste, gab es zum (Wieder-)Einstieg ein 2:2. Alassane Plea traf auch in seinem dritten Auswärtsspiel für Gladbach, erstmals aber nicht per Kopf, sondern mit dem Fuß. Den zweiten Treffer erzielte Thorgan Hazard. Doch Renato Steffen und Wout Weghorst glichen jeweils die Gladbacher Führung aus. Im November 2003 hat Borussia zuletzt in der Autostadt gewonnen, damals 3:1.

Da es seit Februar nicht geklappt hatte mit einem Auswärtssieg (1:0 in Hannover) und die Borussen auch in dieser Saison bisher daheim weit griffiger unterwegs waren, probierten sie es mit einem kleinen psychologischen Kniff. Sie liefen in den weißen Heimtrikots auf (was allerdings begünstigt wurde durch das grüne Heim-Hemd des VfL Wolfsburg). Nun galt es, das Heimflair auch auf den Rasen zu bringen, vor rund 3000 mitgereisten Gladbach-Fans.

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Borussia - Frankfurt: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Das gelang nach sieben Minuten, als Borussia den perfekten Konter spielte: Hazard holte am eigenen Strafraum den Ball, leitete weiter zu Zakaria, der seinen Mit-Achter Florian Neuhaus schickte. Über diesen kam der Ball zu Plea. Der fackelte nicht lange und schoss den Ball in einem feinen Bogen in den Winkel zum 0:1. Es war das vierte Saisontor des Franzosen.

Aber nur fünf Minuten später bekam er zu spüren, wie nah Freude und Leid in der Bundesliga zusammenliegen: Pleas Querpass vor dem eigenen Strafraum fing Wolfsburgs Renato Steffen ab und traf mit einem platzierten Flachschuss zum 1:1. Wie eine Woche zuvor in Berlin hielt die frühe Gladbacher Führung nicht lange.

Fortan war das Remis auch gerecht, nahezu gleich waren die wesentlichen Daten beider Teams, die gleichermaßen um ihren Vorteil bemüht waren und beide Gelegenheiten hatten, ihn zu erreichen. In der 19. Minuten lag der Ball wieder im Gladbacher Tor, doch Schiedsrichter Felix Zwayer gab den Treffer nicht, weil Wout Weghorst Nico Elvedi weggedrängt hatte. Auf der anderen Seite versuchte es Hazard nach 30 Minuten aus der Distanz, verfehlte aber das Ziel.

Borussias Flügel, Hazard und Patrick Herrmann, standen deutlich tiefer als es Hazard und Fabian Johnson in Berlin getan hatten, zudem interpretierte Zakaria die Achter-Rolle defensiver als sonst Hofmann. Gegen den Ball war es eher ein 4-4-2. Damit sollte das Gladbacher Gebilde mehr Stabilität haben, als beim 2:4 in der Hauptstadt, als es auf Außen und hinter den Achtern zu viel Freiraum gab. Das gelang. So kamen die Wolfsburger nicht mit der Wucht auf Borussias Viererkette zu, wie es die Hertha tat. Borussia hatte daher eine gute Balance, etwas mehr Spielanteile (52 Prozent) und Abschlüsse und wirkte im Umschaltspiel fertiger als der Gegner, der aber konkreter vor dem Tor war, wenn er dorthin kam.

In der Pause machte Stindl den nächsten Schritt auf dem Weg zum Comeback beim Fünf gegen Zwei. Für einen Fußballer, der so lange gefehlt hat, sind auch diese Alltäglichkeiten ein Genuss, auch das war aus der Ferne zu erkennen. Und auch, dass er in der 49. Minuten richtig Spaß hatte. Da gab Matthias Ginter nach seiner Rettungstat den Ball nicht auf, erlief ihn vor der Auslinie, passte auf Plea, der den Ball stark behauptete, Kramer fand, der Herrmann schickte, der schließlich Hazard vorlegte. Der Belgier schloss überlegt ab. Sein drittes Saisontor brachte die 2:1-Führung.

Diese hielt dieses Mal bis zur 59. Minute. Nun war es Ginter, der den Wankelmut des Fußballs zu spüren bekam. Hatte er einige Aktien am 2:1, so hatte er sie auch am 2:2. Erst spielte er einen wenig brauchbaren Pass nach vorn, dann verlor er nach der Hereingabe des Ex-Gladbachers Yunus Malli Weghorst aus den Augen, der den Ball zum Ausgleich ins Tor spitzelte.

In der Schlussphase, in der Tony Jantschke Lang ersetzte, wollte Trainer Dieter Hecking mit Michael Cuisance für Neuhaus, der seinen vierten Saison-Assist einsammelte beim 1:0, eine neue Kreativität ins Spiel bringen.

Es blieb aber beim 2:2. Auch wenn die Sieglos-Serie in Wolfsburg nicht endete, war es ein gutes Auswärtsspiel der Borussen, die sich mit zwei Unachtsamkeiten aber um den möglichen Erfolg brachten.

VfL Wolfsburg Casteels - William, Knoche, Brooks, Roussillon - Malli, Camacho, Arnold (72. Rexhbecaj) - Steffen (90. Gerhardt), Brekalo - Weghorst (82. Ginczek)
Borussia Sommer - Lang (74. Jantschke), Elvedi, Ginter, Wendt - Neuhaus (73. Cuisance), C. Kramer, Zakaria - P. Herrmann, T. Hazard - Pléa (82. Traoré)

Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin)

Zuschauer 24101
Tore 0:1 Pléa (7.), 1:1 Steffen (12.), 1:2 T. Hazard (48.), 2:2 Weghorst (59.)
Gelbe Karten Brooks (2), Steffen (1) / Elvedi (1), C. Kramer (1)

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