Führungsspieler bei Borussia Ginter und Sommer übernehmen Verantwortung

Mönchengladbach · Mit sieben Punkten aus drei Spielen hat Borussia den besten Saisonstart seit 2011 hingelegt. Vor allem Abwehrchef Matthias Ginter und Torwart Yann Sommer gehen in Mönchengladbach voran. Trainer Dieter Hecking weiß das zu schätzen.

 Matthias Ginter hat in der Nationalelf geübt und nun für Borussia per Kopf getroffen.

Matthias Ginter hat in der Nationalelf geübt und nun für Borussia per Kopf getroffen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

So recht war man sich nicht einig, welcher Mönchengladbacher Spieler denn nun der Mann des Tages war beim 2:1 gegen Schalke 04, das Borussia den besten Saisonstart seit 2011 beschert hat. Lothar Matthäus, Experte des Bezahlsenders Sky, legte sich auf Matthias Ginter, den Abwehrchef und ersten Torschützen Borussias, fest. Die Gladbach-Fans favorisierten derweil Torhüter Yann Sommer, der mit sechs Paraden, von denen mindestens eine aus der Kategorie gehobene Weltklasse war, Borussia den verdienten Sieg festhielt.

Wenn es an der Stelle Unklarheiten gibt, ist das ein gewisser Luxus. Beide Herren wurden dem Führungsauftrag gerecht, den ihnen Trainer Dieter Hecking auferlegt hat und den sie auch augenscheinlich gern übernehmen. Ginter soll mehr als in der vergangenen Saison als Führungskraft in Erscheinung treten. Was das angeht, sieht Hecking eine deutliche Entwicklung beim Nationalspieler: „Matthias nimmt eine Form an, die herausragend ist. Er hat eine unbeschreiblich positive Ausstrahlung, viel Präsenz, er zieht die anderen mit. Er reift als Persönlichkeit.“

2017 kam Ginter nach Gladbach, um nur noch Innenverteidiger zu sein und so sein Profil zu schärfen. Nun, beim Neustart des DFB-Teams, war er rechter Verteidiger, und das ist wohl seine Zukunft beim DFB. Bei Borussia ist und bleibt er zuständig für die innere Sicherheit. „In der Nationalmannschaft hat er rechter Verteidiger gespielt und gezeigt, dass er eine Berechtigung hat, da zu spielen. Und wenn man sieht, wie er hier spielt, dann nicht nur als rechter Verteidiger“, sagte Hecking.

Sommer hat er in dieser Saison zum Vize-Kapitän gemacht, was man als psychologisch wertvollen Schachzug einordnen darf. Sommer war wechselwillig, es gab Interessenten nach seiner starken WM, doch letztlich ist er geblieben „Das Gesamtpaket Yann Sommer ist seit neun Monaten herausragend. Er hat ein fantastisches Jahr 2018, hat auch eine tolle WM gespielt. Wir hatten in der Sommerpause ein Gespräch, da ist klar geworden: Er fühlt sich wahnsinnig wohl im Team“, sagte Hecking.

Sommer ist ganz stark in die Saison gekommen: In allen drei Spielen wehrte er Schüsse ab aus der Kategorie „muss man nicht halten“. Gegen Schalke waren das der Kopfball von Salif Sané und die Schüsse von Mark Uth, der fast verzweifelte an der Schweizer Nummer eins. Insgesamt wehrte Sommer sechs Schüsse ab im Westduell, in allen drei Spielen kommen 14 Paraden zusammen. Damit liegt er in der Torhüter-Rangliste mit Leipzigs Peter Gulasci vorn.

Ein Torwart, auf den Verlass ist, und ein Abwehrchef, der für Ordnung sorgt und vorn auch noch trifft – das ist ein Grund für den sauberen Start der Borussen mit sieben Punkten. „Es war wichtig, die ersten beiden Spiele zu bestätigen, erneut eine gute Leistung auf den Platz zu bringen“, sagte Sommer. Sein derzeitiges Hoch führt er auch auf die intensive Trainingsarbeit mit den Torwarttrainern Uwe Kamps und Steffen Krebs zurück, letzter ist neu in Gladbach. „Wir trainieren akribisch, mit viel Power“, sagte Sommer.

Ginter holte sich derweil externen Rat. Nachdem er im DFB-Team sowohl gegen Frankreich als auch gegen Peru aussichtsreiche Kopfballchancen vergeben hatte, fragte er bei Miroslav Klose nach, der als ein international anerkannter Kopfball-Fachmann gilt, und schaute sich zudem Videos von Sergo Ramos an, dem torgefährlichen Madrid-Verteidiger.

Die Stabilität, die Ginter und Sommer ausstrahlen, ist auch ein Merkmal der Gladbacher insgesamt, Heckings Team wirkt konzentrierter und fokussierter, aber auch körperlich robuster als in der vergangenen Saison. In der hatten die Borussen ähnliche Spiele wie das jetzt gegen Schalke eben nicht gewonnen. Nun machten sie in den entscheidenden Momenten das Richtige: Zunächst wurde Schalke „überrollt“ (Schalke-Trainer Domenico Tedesco), dann stemmten sich die Gladbacher gegen den Druck der Gäste, verteidigten das 1:0 und machten mit dem 2:0 alles klar. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, befand Ginter.

Wohin der führen kann, darüber wollten weder er noch Sommer sinnieren. Borussia lebt wieder den „Von-Spiel-zu-Spiel-Ansatz“, und danach zählt nur Hertha BSC Berlin, der nächste Gegner. „Wir fahren jetzt nach Berlin und versuchen dort nachzulegen“, sagte Ginter. Der Ansatz impliziert, einen Mangel der jüngeren Geschichte aufzuarbeiten: „Wir haben auswärts nicht so viel geholt. Das wollen wir verbessern und werden weiter an uns arbeiten“, sagte Ginter. Er und Sommer wollen dabei weiter vorangehen.

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