Trainingslager am Tegernsee Rund 800 Fans begleiten Borussia

Rottach-Egern · Auch im Trainingslager am Tegernsee setzt der Bundesligist auf Nähe zu seinen Anhängern. Die stehen nicht weit vom Platz entfernt und bekommen nach jeder Einheit Autogramme – oder auch ein besonderes Geburtstagsgeschenk.

 Autogramme der Borussen sind begehrt – im Trainingslager am Tegernsee gibt es dazu reichlich Gelegenheit.

Autogramme der Borussen sind begehrt – im Trainingslager am Tegernsee gibt es dazu reichlich Gelegenheit.

Foto: Dirk Päffgen

Stindl 13 hat drei Versuche. Den ersten Ball schnappt sich Jan Olschowsky, der Nachwuchstorhüter, der mitgereist ist ins Trainingslager der Borussen am Tegernsee. Dann läuft Stindl 13 wieder an. Dieses Mal fliegt der Ball an die Latte. „Komm, der nächste sitzt“, ruft Uwe Kamps, der Chef der Torwarttrainer Borussias. Stindl 13 läuft wieder an, Olschowsky taucht ab in die rechte Ecke, der Ball saust über ihn hinweg in die Mitte des Tores. Stindl 13 freut sich. Ein Tor gegen einen Borussen-Torwart – „das ist ein tolles Geburtstagsgeschenk“, sagt Stindl 13. Er heißt in Wahrheit Leon und wird an diesem Tag neun Jahre alt. Die Schießübung war sein Geburtstagsgeschenk.

Seine Oma Gabi Jentges nimmt ihn am Rande des Nebenplatzes der Anlage am Birkenmoos in Empfang. Sie hat das besondere Geschenk für ihren Enkel organisiert. Es ist der Höhepunkt für Leon in seiner Zeit am Tegernsee. Daheim am Niederrhein spielt er für Rhenania Hinsbeck – und sein Lieblings-Borusse ist Lars Stindl. Deswegen trägt er auch das Trikot des Gladbacher Kapitäns.

Fast 800 Fans werden während der Tage in Rottach-Egern dabei sein, rund 200 sind „der harte Kern, der bei jedem Trainingslager dabei ist“, wie der Fanbeauftragte Thomas Weinmann sagt. „Vorher war der FC Basel hier, da waren nur 15 Fans dabei“, weiß Weinmann. Nach den Borussen kommen die Bayern, da sind bei den öffentlichen Trainingseinheiten mehr als 1000 Menschen zugegen. Jenseits der öffentlichen Einheiten jedoch ist das Trainingsgelände weiträumig abgesperrt. Borussia hingegen setzt auf viel Nähe. Die Fans stehen wenige Meter vom Platz entfernt, nach jedem Training geben die Profis Autogramme.

 Mitglieder des Fanklubs „Endlich-Treff“ aus Gladbach sind ins Trainingslager an den Tegernsee gereist.

Mitglieder des Fanklubs „Endlich-Treff“ aus Gladbach sind ins Trainingslager an den Tegernsee gereist.

Foto: Karsten Kellermann

„Das macht unseren Verein aus“, sagt Heinz Trompetter. Der Gladbacher gehört zum Fanklub „Endlich-Treff“ aus Gladbach. Der zählt 24 Mitglieder, acht von ihnen sind zum Tegernsee gekommen. „Wir sind zum vierten Mal hier“, erzählt Mustafa Cetin, Inhaber des Endlich-Treff, nach dem der Klub sich vor 14 Jahren bei seiner Gründung benannt hat. „Es ist toll, hier so nah dran zu sein und auf diese Weise die neuen Spieler kennenzulernen. Und man trifft befreunde Fans aus ganz Deutschland“, sagt Cetin.

Zum Beispiel Thomas Bockelmann aus Soltau. Der ist trotz der großen Distanz zu Gladbach „schon immer Borussia“ und hat in seiner Heimat diesbezüglich ein klares Zeichen gesetzt: „Mein Haus und mein Auto sind schwarz-weiß-grün“, sagt Bockelmann. Auch sein Büro bei der Arbeit ist gemäß der Borussia-Farbenlehre gestaltet.

Von Haus aus müsste Günter Ehrmann dem 1. FC Kaiserslautern zugetan sein. Schließlich ist sein Cousin Gerald Ehrmann, der frühere Torwart-Tarzan der „Roten Teufel“. „In meiner Familie hat daher niemand verstanden, warum ich Gladbacher geworden bin. Für mich gab es nie eine Alternative“, berichtet Ehrmann. Sein Fanclub Tauber-Franken feiert in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen.

 Günter Ehrmann ist Borusse, obwohl sein Cousin Gerald Ehrmann ist, der frühere Torwart der „Roten Teufel“.

Günter Ehrmann ist Borusse, obwohl sein Cousin Gerald Ehrmann ist, der frühere Torwart der „Roten Teufel“.

Foto: Karsten Kellermann

Weit weg von Mönchengladbach ist auch die Heimat des Mannes, der sich nur „Borussen-Dieter“ nennt. Der 78-jährige Dieter Baensch kommt aus Leipzig, einer Stadt in der es laut seiner Angaben „sehr viele Gladbach-Fans gibt“. Er ist die gesamte Zeit des Trainingslagers vor Ort und inspiziert die Arbeit der Mannschaft an diesem heißen Vormittag ganz genau. „Es wird sehr diszipliniert gearbeitet. Ich hoffe, dass es nicht so viele Verletzte gibt wie in der vergangenen Saison. Wenn das so sein wird, bin ich zuversichtlich“, sagt der gebürtige Berliner. Auch Mustafa Cetin ist guter Dinge. Er hofft auf einen „einstelligen Tabellenplatz – aber einen, der uns nach Europa bringt“.

 Dieter Baensch, der sich nur „Borussen-Dieter“ nennt: Der 78-Jährige kommt aus Leipzig.

Dieter Baensch, der sich nur „Borussen-Dieter“ nennt: Der 78-Jährige kommt aus Leipzig.

Foto: Karsten Kellermann

Am Mittwochabend werden die Fans sicherlich auch über ihre Erwartungen an die neue Saison viel diskutieren. Dann ist im Vereinsheim des FC Rottach-Egern auf der Anlage am Birkenmoos das übliche Fan-Fest. Zuvor gibt es eine Bootstour auf dem Tegernsee. Ein Trainingslager-Besuch ist nicht nur Fußball. Manchmal ist er auch ein gelungenes Geburtstagsgeschenk. Leon jedenfalls wird diesen Geburtstag so schnell nicht vergessen. „Es war sehr cool“, sagt er.

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