Jazz im Hofgarten Mit Picknickdecke zur Weltmusik

Düsseldorf · Seit 40 Jahren gibt es das Festival „Jazz im Hofgarten“. Auch in diesem Jahr locken an vier Samstagen attraktive Livemusik-Angebote.

 Das Trio um dem ivorischen Balafonspieler Aly Keita wird sein Publikum mit exotische Klängen unterhalten.

Das Trio um dem ivorischen Balafonspieler Aly Keita wird sein Publikum mit exotische Klängen unterhalten.

Foto: Jazz-Schmiede

Diese Liste hat es in sich. Sie steht auf einer der hinteren Seiten dieser zunächst unauffälligen Broschüre, und sie ist ausdrücklich unvollständig. Doch dann gerät man in den Bann der Namen: Die alle waren hier und haben im Hochsommer für Düsseldorf gespielt: Maceo Parker, Albert Mangelsdorff, Joe Zawinul, Al Foster, John Abercrombie, Mardi Gras, Louisiana Red, Philip Catherine, Wolfgang Haffner, Michael Sagmeister, die WDR Big Band und viele andere. Natürlich wurden die Meister der lokalen Szene integriert, weil sie sich nicht selten mit den Stars von auswärts auf Niveau-Augenhöhe trafen. Sie alle haben samstags für Düsseldorf gespielt, und zwar im Hofgarten, für alle, die deshalb gekommen waren, aber auch für die Flaneure, die Zufälligen, die Zaungäste. Und alle gerieten in den Bann der Kunst und blieben.

Seit 40 Jahren gibt es diese wunderbare Reihe „Jazz im Hofgarten“ nun, und die Bandbreite der Stile – die Liste beweist es ja – ist außerordentlich. Der große Clan des Jazz wird hier aufgespalten in ganz viele Familienmitglieder, zu denen auch die Dynastie der Weltmusik gehört. Der Düsseldorfer Schlagzeuger Peter Weiss sortiert bis heute das Programm, mit seinem Kollegen Rolf Drese hatte er die Planung vor 40 Jahren begonnen – und auch hier war der Anfang nicht ganz einfach. Das liest man in dieser Broschüre „Jazz & Weltmusik im Hofgarten 1978 bis 2018“ beinahe amüsiert nach: „Die Skepsis gegenüber den Jazzern war zunächst groß. Es gab Bedenken, dass der Park verdreckt würde, das Ordnungsamt kontrollierte penibel.“ Man fürchtete sich offenbar vor Woodstock-ähnlichen Gelagen mit nachfolgender Kontaminierung von Grün und Wasser. Immerhin gab es im Gründungsjahrgang 8000 Mark vom Kulturamt. Diese Summe ist heutzutage auf 27.500 Euro angestiegen, dazu kommen Sponsorengelder. 60 Prozent der Kosten verschlingen die Gagen für die Künstler. 2018 gibt es auch erstmals Licht auf der Bühne.

Natürlich gab es grandiose Jahrgänge und manche, die nur sehr gut waren. Das Publikum – längst kommt es auch aus der Ferne nach Düsseldorf – bewahrte der Reihe ziemlich schnell die Treue, in guten wie in schlechten Tagen, bei brütender Hitze und bei Starkregen. Das könnte als klimatisches Motto auch über dem Jahrgang 2018 liegen. Wieder gibt es eine bunte Mischung aus Künstlern von verschiedenen Kontinenten, aus Deutschland und dem Iran, aus Mali und der Ukraine, aus Katalonien und Island.

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe zählt seit Langem zu den Freunden und Förderern des Festivals. In seinem empathischen Grußwort dankt er nicht nur den Trägern und Organisatoren (Verein Jazz in Düsseldorf und Eine-Welt-Forum), sondern beschreibt auch das atmosphärische Phänomen des Festivals: „Ich bin mir sicher, dass ein jeder, der auf seiner Picknickdecke oder einer Parkbank den Rhythmen zuhört, anschließend mit einem Lächeln durch den Tag geht.“ So ist es tatsächlich immer.

In diesen 40 Jahren hat es rund 300 Konzerte vor etwa 150.000 Besuchern gegeben, und das Beste: Alle goutierten auch die stilistischen Sprünge. Es gab ja den Kammerjazz und fremdartige Rhythmen, das traumverloren Exotische und die gesättigten Standards, Spaß und tiefen Ernst– und immer bot der Pavillon im Hofgarten Rückendeckung und bot exzellente Akustik.

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