Borussias neues System Kramer spielt im 4-3-3 die Rolle von Reals Casemiro

Mönchengladbach · Zwei von sieben Wochen der Vorbereitung aufs erste Pflichtspiel hat Borussia geschafft - und ist bislang auf Kurs. Christoph Kramer trotzt den vermeintlichen Nachteilen des neuen Systems mit nur einem Sechser.

Christoph Kramer gegen Florian Meyer vom SC Weiche Flensburg.

Christoph Kramer gegen Florian Meyer vom SC Weiche Flensburg.

Foto: imago/MIS/Cathrin Müller /M.i.S.

Ein Millionenpublikum hat Christoph Kramer im Juni als locker-präzisen Experten im ZDF-WM-Studio in Baden-Baden kennengelernt. Nun hat sich der 27-Jährige wieder in den aktiven Bundesligaprofi von Borussia Mönchengladbach verwandelt, was rhetorisch und analytisch bei Kramer seit jeher keinen Unterschied macht. Lediglich die Reichweite ist kleiner.

2:0 hat Borussia am Freitag beim Regionalligisten VfB Lübeck gewonnen, am Samstag folgte ein 4:0 beim SC Weiche Flensburg, ebenfalls viertklassig. Drei Zugänge setzte Trainer Dieter Hecking ein, drei Spieler aus dem Unterbau feierten ebenfalls ihr Debüt. Doch unterm Strich trug der markanteste Neue nicht ein Trikot, sondern zehn auf einmal – er heißt 4-3-3. Kramer ist im Mittelfeld jetzt Solo-Sechser nicht mehr Doppel-Sechser, was für ihn bedeutet: „Ich kann nicht so viele Tore machen.“ Das war, vor den Testspielen ausgesprochen, scherzhaft gemeint, hielt den seit Sonntagabend nicht mehr aktuellen Weltmeister aber nicht davon ab, in Lübeck zu treffen und in Flensburg zwei Tore vorzubereiten.

Davon abgesehen ist der Unterschied zum 4-4-2 für Kramer und seine Konkurrenten um den Platz vor der Abwehr ein strategischer. „Als alleiniger Sechser bist du der Regulator, so wie Casemiro bei Real Madrid“, sagt Kramer. Der Brasilianer hält bei den „Königlichen“ Toni Kroos und Luka Modric den Rücken frei. Für wen Kramer bei Borussia staubsaugen wird zwischen Defensive und Offensive, wird sich in den kommenden Wochen erst langsam abzeichnen. Denis Zakaria ist noch im Urlaub, Lars Stindl trainiert nach langer Verletzungspause gerade erst wieder individuell, Michael Cuisance steigt mit Frankreich am Dienstag in die U19-EM ein.

Borussias Sommer-Fahrplan 2018
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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Hecking hat in den ersten beiden Tests 24 Spieler eingesetzt, von denen 14 maximal 21 Jahre alt sind und der Rest mindestens 26. In Flensburg verteidigte in der zweiten Hälfte eine Viererkette mit einem Altersschnitt von genau 18 Jahren. Deshalb heißt einer der Gewinner der ersten zwei Wochen der Sommer-Vorbereitung auch Arie van Lent: Borussias U23-Trainer darf sich glücklich schätzen, wie viel Qualität er den Profis immer wieder zur Verfügung stellen kann.

Mittelfeldmann Aaron Herzog spielte in Lübeck und Flensburg als einziger mehr als 90 Minuten. Am Samstag ersetzte er in der Schlussphase Jonas Hofmann, der mit einer Schürfwunde ausgewechselt wurde – alles halb so schlimm. Ansonsten betrieb Hecking konsequentes Halbzeiten-Sharing, indem er zur Pause je alle zehn Feldspieler austauschte. In den ersten Testspielen geht es auch immer um die Vermeidung von Negativerlebnissen – keine Pleiten, keine Verletzungen. „Es zählt nur, sich ein gutes Gefühl zu holen für eines neues System, neue Mitspieler und körperlich fit zu werden“, sagt Kramer.

Von den neuen Mitspielern brachten sich Keanan Bennetts und Torben Müsel jeweils mit einem Tor ein. Dass Borussia unter der Woche täglich an der Fitness gearbeitet hatte, war aufgrund des Halbzeiten-Sharings kein Problem. Und das 4-3-3? „Im Fußball kommt es immer auf Kleinigkeiten an, dabei geht es auch um Kleinigkeiten, aber um die zu festigen, brauchst du schon deine sieben Wochen Vorbereitung“, sagt Kramer. Zwei davon sind vorbei, und über den Start kann Borussia nicht meckern.

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