Proteste im Iran Menschen gehen wegen Wirtschaftslage auf die Straße

Duba · Videos in sozialen Medien zeigen, wie Demonstranten und die Polizei aufeinandertreffen, auch der Große Basar ist betroffen. Die Situation weckt Erinnerungen an die Demonstrationen Anfang des Jahres.

 Proteste in Teheran.

Proteste in Teheran.

Foto: AFP/ATTA KENARE

Aus Protest gegen die schlechte Wirtschaftslage im Iran hat sich eine Menschenmenge vor dem Parlament in Teheran der Polizei entgegengestellt. Die Sicherheitskräfte feuerten am Montag Tränengas auf die Protestierenden, wie auf Online-Videos zu sehen war. Es war die erste derartige Konfrontation seit einer Serie von Demonstrationen, die das Land zum Jahreswechsel erschüttert hatte.

Zuvor hatten Demonstranten die Schließung des Großen Basars in der iranischen Hauptstadt erzwungen, und am Sonntag mussten zwei Einkaufszentren für Mobiltelefone und Elektrogeräte in Teheran nach Protesten schließen. Von wem die Proteste ausgingen, war zunächst nicht bekannt.

Die halbamtlichen Nachrichtenagenturen Fars, Isna und Tasnim berichteten, die Proteste im Großen Basar seien ausgebrochen, nachdem der Rial auf dem Schwarzmarkt auf einen Kurs von 90.000 gegenüber dem Dollar gesunken war - trotz Versuchen der Regierung, den Wechselkurs zu kontrollieren. Der offizielle Kurs liegt bei 42.000 Rial. Das staatliche Fernsehen zitierte Zentralbankchef Waliollah Seif am Montag mit der Äußerung, die Regierung plane in der kommenden Woche die Schaffung eines Parallelmarktes.

Videos in den sozialen Netzwerken zeigten Protestierende im Basar, die Ladenbetreiber als Feiglinge bezeichneten, weil diese sich weigerten, ihre Geschäfte zu schließen. Auch von den Auseinandersetzungen vor dem Parlament kursierten Videos in sozialen Medien. Der Leiter der iranische Innungskammer, Ali Faseli, wurde später von der Nachrichtenagentur Tasnim mit den Worten zitiert, die Lage im Basar sei ruhig. Die Forderungen der Menge würden über die Kammer an die Regierung weitergeleitet, sagte er.

Nach dem Rückzug der USA vom Atomabkommen mit dem Iran drohen sich die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu verschärfen, darunter eine hohe Arbeitslosigkeit. Ende vergangenen Jahres breiteten sich ähnliche Proteste gegen die Wirtschaftslage im Iran auf 75 Städte und Gemeinden aus, Teheran war allerdings kaum betroffen. Zuletzt wurden der Oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Hassan Ruhani offen kritisiert.

Dabei kamen Ende Dezember und Anfang Januar dieses Jahres mindestens 25 Menschen ums Leben, fast 5000 Personen wurden festgenommen. Es waren die größten Demonstrationen seit denen nach dem umstrittenen Ausgang der Präsidentenwahl 2009.

Die reformorientierte Zeitung „Etemad“ zitierte den Ersten Vizepräsidenten Eschak Dschahangiri mit den Worten, die Lage werde sich künftig noch verschlechtern. „Wir befinden uns am Rand eines Wirtschaftskriegs durch einen Wirtschaftsterroristen“, sagte Dschahangiri unter Bezug auf US-Präsident Donald Trump. „Nicht einmal unsere Freunde wie Russland, China und die Europäer können uns heute helfen.“

(wer/AP/dpa)
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