Borussias Kapitän Stindl arbeitet an seinem Comeback

Lars Stindl ist in die Reha eingestiegen. Borussias Kapitän weiß aber, wie viel Geduld nach dem Syndesmosebandriss nötig ist. In der Saison 2012/2013 hatte er in Hannover schon eine ähnliche Verletzung.

Borussias Kapitän will möglichst schnell zurückkehren, braucht aber noch Geduld.

Borussias Kapitän will möglichst schnell zurückkehren, braucht aber noch Geduld.

Foto: dpa/Marius Becker

Lars Stindl machte es kurz. „Wow … was ein Spiel! Glückwunsch!“, twitterte Borussias Kapitän am Samstagabend um 22.41 Uhr. Gerade hatte Deutschland Schweden durch den Zwirbler von Toni Kroos in Sotschi 2:1 besiegt. Stindls Freude dürfte in solch emotionalen Momenten im fernen Russland durchwoben sein von Wehmut. Denn dann wird ihn die Traurigkeit abgrätschen, die Traurigkeit darüber, dass wegen der Verletzung, die er sich auf Schalke am drittletzten Spieltag zugezogen hat, sein ganz persönlicher WM-Traum geplatzt ist.

So wird ein wenig Bitterkeit dabei gewesen sein bei Stindls Tweet, alles andere wäre seltsam. Die wiederkehrende Erkenntnis, beraubt worden zu sein vom Schicksal, martert immer aufs Neue. „Es tut immer noch weh, wenn ich daran denke, dass ich nicht nur das Saisonfinale verpasse, sondern auch den Traum einer möglichen Teilnahme an der WM in Russland“, gestand er im Mai, das dürfte sich nicht geändert haben.

Ob er in Russland dabei gewesen wäre, der Gladbacher Chef, das ist hypothetisch, doch hatte er gute Chancen. Und eben in Spielen wie diesem gegen Schweden hätte man sich einen wie ihn gut vorstellen können. Wegen seines Siegtores beim Confed-Cup vor einem Jahr, vor allem aber wegen seines Treffers zum 2:2 gegen Frankreich im letzten Spiel des vergangenen Jahres, mit dem er als Joker den deutschen Nimbus der Unbesiegbarkeit 2017 aufrecht erhielt.

Sotschi, der Badeort am Schwarzen Meer, wird, je nach dem weiteren Turnierverlauf, im Rückblick möglicherweise erneut ein mystischer Ort für den deutschen Fußball sein. Wie 2017, als Stindl den „Geist von Sotschi“ selbst erlebte. 3:2 besiegte das deutsche Team damals im Auftaktspiel Australien, auch das war mühevoll, und es war der Beginn einer großen Russland-Reise, die mit dem Final-Sieg gegen Chile endete. Auch für Stindl selbst ist Sotschi ein Sehnsuchtsort, hier erzielte er sein erstes Tor für Deutschland.

Borussia Mönchengladbach: Lars Stindl verletzt sich gegen Schalke am Knöchel
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Stindl verletzt sich gegen Schalke am Knöchel

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Stindls eigene Situation ist ähnlich der des deutschen Teams in den vergangenen Tagen. Während sich Jogi Löws Ensemble, zu dem Stindls Teamkollege Matthias Ginter gehört, vom Mexiko-Schock erholen musste, arbeitete Stindl 3000 Kilometer entfernt an seiner Rückkehr. Der 29-Jährige tut das zunächst in Bad Wiessee am Tegernsee bei „Medical Park“, dem neuen Reha-Partner Borussias. Zuvor waren schon Ibrahima Traoré und Mamadou Doucouré dort, nun ist Stindl das wichtigste Projekt von „Medical Park“. Am 1. Juli wird er aber in Gladbach sein, wenn die Borussen in die Saisonvorbereitung einsteigen. Das ist gut für den Kopf. Beim Team sein, wenn auch nur am Rande, das gibt dem Rekonvaleszenten ein gutes Gefühl.

Stindl will so schnell wie möglich wieder bereit sein. Doch er weiß aus eigener, leidvoller Erfahrung, wie viel Geduld bei einem Syndesmosebandriss nötig ist. In der Saison 2012/2013 hatte er einen Anriss des ominösen Bandes, damals fehlte er Hannover 96 vier Monate. Es wird nun ähnlich lange dauern, im Schnitt sind Spieler mit dieser Verletzung laut des Portals „fussballverletzungen.com“ dreieinhalb Monate weg. Stindl verletzte sich Ende April, dürfte also frühestens Mitte August oder Anfang September wieder fit sein. Ob er dann ganz der Alte ist, bleibt abzuwarten. Er muss die Verletzung nicht nur körperlich verkraften, sondern auch mental.

„In der nächsten Saison greifen wir wieder an“, stellte Stindl nach der Saison klar. Das gilt für das Team ebenso wie für den Kapitän. Am Tegernsee wird die Mannschaft die Grundlage für die neue Spielzeit legen vom 22. bis 29. Juli im Trainingslager. Stindl hat es schon jetzt getan, wie Sotschi für das DFB-Team soll Bad Wiessee für ihn die Wende zum Guten bedeuten, er hofft auf den „Geist von Bad Wiessee“. Seinen Tweet zum deutschen Spiel garnierte er mit dem Bizeps Emoji. Der bedeutet: „Du schaffst das!“ Man darf annehmen, dass das Symbol gleichermaßen für ihn gilt: „Ich schaffe das!“

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