Gladbacher bei der WM Zakarias Erfolgsstory geht weiter

Mönchengladbach · Denis Zakaria ist in der Bundesliga sofort bei Borussia Mönchengladbach angekommen. So war es auch bei seinem WM-Kurzeinsatz gegen Brasilien.

Wer den Instagram-Account von Denis Zakaria besucht, findet dort noch einige Hinweise auf seinen Brasilien-Urlaub an den Weihnachtstagen des vergangen Jahres. Er war in Rio de Janeiro und war beeindruckt. Man darf sagen: Zakaria ist Brasilien-Fan. Dass er nun gegen die „Selecáo“ sein WM-Debüt geben durfte, und das bei einem beachtlichen 1:1 der Schweizer gegen den fünfmaligen Weltmeister, ist für Borussias Mittelfeldspieler ein zusätzlicher schöner Aspekt an einem für ihn perfekten Tag. Aber auch ohne das: Die Erfolgsstory des jungen Schweizers in dieser Saison geht in Russland offenbar nahtlos weiter.

Im Sommer 2017 wechselte Zakaria von Young Boys Bern nach Gladbach, um bei Borussia den nächsten Schritt zu machen. Er schaffte einen furiosen Einstieg in die Bundesliga, war auf Anhieb Stammspieler, machte 33 der 37 Pflichtspiele mit, 32 als Startelf-Teilnehmer. Schon im zweiten Spiel erzielte er das erste Tor, in Augsburg traf er nach einem starken Sololauf. Ein weiteres Tor und drei Vorlagen folgten, vor allem aber gerade in der Hinrunde beeindruckende Leistungen des 21-Jährigen. In der Rückrunde ließ er etwas nach, gleichwohl war er für die Fans der zweitbeste Spieler der Saison hinter dem Franzosen Michael Cuisance.

Denis Zakaria im Porträt: Von Borussia Mönchengladbach zu Juventus Turin
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Das ist Denis Zakaria

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Foto: AFP/GLYN KIRK

Bei Borussia holte er sich das Rüstzeug, um bei der Schweizer „Nati“ vom Lehrling zum dritten Mann in der Zentrale aufzusteigen. Als für die WM-Play-offs der erfahrene Valon Behrami ausfiel, bekam Zakaria den freien Platz neben Granit Xhaka und machte einen sehr aufgeräumten Job. Von da an wusste Trainer Vladimir Petkovic, dass er sich auf den 1,91-Meter-Mann verlassen kann. Weswegen er ihm nun auch in Russland vertraute, als Behrami gelb-rot-gefährdet war. Zakaria kam in den letzten rund 20 Minuten zum Einsatz und machte es gegen Neymar und die anderen Superstars gut.

Wie Yann Sommer. Der Torwart hielt prächtig gegen die Südamerikaner, er war der Garant für den tollen Start der Schweiz, sah aber den Ursprung des Erfolgs im Mannschaftsgeist. „Wir haben es wirklich gut gemacht. Die Reife einer Mannschaft zeigt sich aber auch darin, dass eine Mannschaft das wegstecken kann und diese kritische Phase überwindet“, sagte Sommer mit Blick auf den 0:1-Rückstand nach 19 Minuten durch ein Traumtor von Barcelonas Philippe Coutinho. Eine Erkenntnis, die er bestenfalls mitbringt nach Gladbach, denn eben das „Wegstecken kritischer Phasen“ war eines der Probleme der vergangenen Saison.

Beim 1:1 der Schweiz saßen noch die Borussen Josip Drmic und Nico Elvedi auf der Bank. Dort „startete“ auch Zakaria. Doch dann war er mittendrin. Selbst wenn keine WM-Sekunde mehr dazu kommt, dürfte er seinen russischen Sommer als ganz großes Erlebnis einsortieren. Das Trikot des brasilianischen Torschützen Coutinho – für die Schweiz traf Steven Zuber – sicherte er sich, noch ein Erfolgserlebnis für ihn an diesem Abend in Rostow. Fotos aus der Mixed-Zone zeigen ihn und Brasiliens Co-Superstar im angeregten Plausch. Zakaria ist auf der ganz großen Fußball-Bühne angekommen.

Das ist auch anderen nicht entgangen. So soll Borussia Dortmunds neuer Trainer Lucien Favre Zakaria auf dem Zettel haben als Verstärkung für das Mittelfeld. Dass einer wie Zakaria zu den Gladbachern gehört, die in diesem Transfersommer, der ohnehin nach skurrilsten Regeln abläuft, Gesprächsthema sind und bleiben, war abzusehen. Zumal wenn er, wie am Sonntagabend geschehen, bei der WM für Aufsehen sorgt. Allerdings hat er in Gladbach einen Vertrag bis 2022. So dürfte der vom Portal transfermarkt.de geschätzte Marktwert von 20 Millionen Euro weit unter dem realistisch zu erzielenden Verkaufswert liegen.

WM 2018: Brasilien gegen Schweiz - Bilder des Spiels
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Brasilien - Schweiz: die Bilder des Spiels

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Foto: AP/Andrew Medichini

Doch dürfte es Borussia sein, die in der neuen Saison von Zakarias WM-Erfahrung profitiert. Er ist ein realistischer junger Mann und weiß, dass er noch lernen muss, stabiler, nachhaltiger und zuweilen besonnener werden muss, bevor er den nächsten großen Schritt macht. Er ist ein echtes Fohlen, mit allen Vor- und Nachteilen. Er ist ein Jahr Borusse, alle anderen, die teuer verkauft wurden, wie Marco Reus, Marc-André ter Stegen oder Xhaka, waren mindestens zwei Spielzeiten in Gladbach. Danach waren sie bereit für die großen Klubs.

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