Schweizer auf dem Sprung zur WM Borussias Drmic und das Comeback des Jahres

Mönchengladbach · Nach einem Knorpelschaden stand das Karriere-Ende im Raum. Doch Josip Drmic trotzte dem Schicksal.

 Josip Drmic hat im letzten Saisonabschnitt noch vier Tore erzielt.

Josip Drmic hat im letzten Saisonabschnitt noch vier Tore erzielt.

Foto: dpa/Matthias Balk

Mönchengladbach Wer sich bei transfermarkt.de über Josip Drmic informiert, sieht ein trauriges Foto des Schweizer Stürmers. Er sitzt auf der Ersatzbank und schaut sehnsüchtig gen Himmel. Anfang des Jahres entstand das Bild, zu einer Zeit, in der, wie Drmic gesteht, „die WM weit weg war, ein Traum“. Aber sie war auch ein Ziel, das Drmic, angestellt bei Borussia Mönchengladbach, kompromisslos verfolgt hat. Am Montag wurde der vorläufige Schweizer WM-Kader nominiert. Er ist noch geheim, doch es ist wahrscheinlich, dass Drmic dabei ist.

Als die Schweizer im November 2017 in den Play-offs gegen Nordirland das WM-Ticket gebucht haben, war Drmic sieben Monate ohne Pflichtspiel. Im Mai war er zum zweiten Mal am Knie operiert worden, die Prognosen waren angesichts des Knorpelschadens teilweise fatal, nicht wenige sagten: Es ist vorbei mit der Karriere. Drmic trotzte dem Schicksal. „Ich wehre mich“, sagte er, der Kämpfer: Erst in der Reha, dann beim Comeback. Schritt für Schritt. Erst spielte er vorsichtig in Gladbachs U 23 mit, dann in einem Testspiel, da erzielte er zwei Tore. Beim 4:2 in Berlin war er zurück in der Bundesliga. Er brauchte Zeit, um sich heranzutasten, im Finale der Saison war er aber voll da. Vier Tore und einen Assist sammelte er ein, unter anderem schoss er in Hamburg Borussias letztes Saison-Tor. Damit hat er sich nicht nur in Gladbach neu positioniert, sondern auch seine WM-Chance potenziert.

Josip Drmic: Von Nürnberg über Borussia Mönchengladbach zu Norwich
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Das ist Josip Drmic

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Foto: Dieter Wiechmann

Die Verletzung hat ihn verändert. Er ist gewissenhafter geworden, nimmt nichts mehr selbstverständlich, schon gar nicht seine Gesundheit. Schweiz-Trainer Vladimir Petkovic gehört zu denen, die immer zu ihm gestanden haben. „Es ist sehr speziell“, sagt Drmic. Ende März gegen Panama feierte er das „Nati“-Comeback. „Das hat meinen Glauben gestärkt, es schaffen zu können“, sagt Drmic. Seither hat er gute Argumente eingebracht, kein Schweizer ist effektiver als er. Alle 115 Minuten schoss er ein Tor. Wer nun Fotos von Drmic googelt, sieht ihn auf dem Sprung. Nach seinen Toren – und wohl zur WM.

2014 hat er alle vier WM-Spiele mitgemacht, die EM 2016 hat er wegen seiner Knieverletzung verpasst. Nun stehen seine Chancen auf die zweite WM-Teilnahme 50:50, sagen einige Kenner der „Nati“. Andere sagen: Er ist die große Sturmhoffnung der Schweiz.

Drmic selbst hat sich „seit Monaten auf die WM vorbereitet“. Er hat alles gegeben für seinen Traum. Jetzt fehlt noch der letzte Schritt: das Ticket für Russland. „Nur im Dunklen kann man Sterne sehen“, heißt es in einem Song, den Freunde ihm gewidmet haben. Der Mann, der wegen eines Knorpelschadens eine Sternschnuppe am Fußballhimmel zu sein schien, hofft nun, ein WM-Star zu werden.

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