Gladbach verpasst Europa Hecking findet nach Borussias Saisonabschluss klare Worte

Hamburg · Max Eberl betonte nach dem enttäuschenden 1:2 gegen den Hamburger SV, dass Borussia höhere Ziele als Platz neun nicht am 34. Spieltag verpasst habe. Trainer Dieter Hecking missfiel zum Saisonabschluss die Körpersprache einiger Profis.

Borussia Mönchengladbach: Dieter Hecking findet nach Saisonabschluss klare Worte
Foto: AFP/PATRIK STOLLARZ

Die Mannschaft des Hamburger SV hat sich angesichts des ersten Abstiegs der Vereinsgeschichte im letzten Spiel durchaus würdevoll aus der Bundesliga-Saison verabschiedet. Das kann man von den Borussen nicht behaupten, die dem „Dino“ zum Abschied einen 2:1-Sieg gönnten. „Ich wusste, dass es keine leichte Aufgabe für uns werden würde. Trotzdem hätte ich mir gerade die Anfangsphase anders vorgestellt. Wir waren zu passiv“, sagte ein spürbar unzufriedener Trainer Dieter Hecking.

17:8 Torschüsse zu Gunsten des Absteigers sprechen für weit mehr Engagement und Durchschlagskraft der Hanseaten. Einzig Borussias Torschütze Josip Drmic und Torhüter Yann Sommer, der mit einigen Paraden einen höhere Niederlage verhinderte und bester Gladbacher war, hatten dem HSV wirklich etwas entgegenzusetzen. „Mit den immer wieder reinkommenden Zwischenergebnissen hat man gemerkt, dass der letzte Glaube, das noch zu ziehen, nicht mehr da war. Von daher können wir da schnell einen Deckel drauf machen. Wir haben verdient verloren“, sagte Hecking. Kurz nach der Pause war der VfB Stuttgart beim FC Bayern in Führung gegangen. Zwar lag Eintracht Frankfurt beim FC Schalke zurück, doch aufgrund der Konstellation in München hätte Borussia selbst mit einem beliebig hohen Sieg keine Chance mehr aufs internationale Geschäft gehabt.

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Was das Sportliche angeht, „haben wir uns mit einer Niederlage aus der Saison verabschiedet. Es war ja leider relativ früh klar, dass es mit Europa nichts werden würde und da fehlte dann das letzte Quäntchen“, sagte Max Eberl und wollte „das Spiel in Hamburg nicht großartig bewerten“. Platz neun mit 47 Punkten bewertet der Manager so: „Wir haben das Außergewöhnliche nicht geschafft, dafür hatten wir zu viele Probleme, Wir haben etwas Normales geschafft, sind aber auch an meinem Ziel, besser als Platz neun zu sein, vorbeigeschrammt. Es war eine Saison, die okay war, die aber auch zeigt, dass noch Luft nach oben da ist. Und das ist auch gut so.“

Eberl und Hecking werden sich nun an die Analyse der Saison machen, deren letzte Wahrheit Platz neun ist: kein Absturz, keine Katastrophe, immerhin einstellig, aber eben kaum mehr als Mittelmaß. „Nach einer sehr ordentlichen Vorrunde mit 28 Punkten haben wir in der Rückrunde leider mit Verletzungen zu tun gehabt, mit der einen oder anderen Entscheidung gegen uns und haben auch in einigen Spielen unsere Leistung nicht gebracht. Unterm Strich kommt dann dieses Ergebnis zustande. Daraus müssen wir unsere Rückschlüsse ziehen“, sagte Hecking.

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Dabei wird womöglich auch der letzte Eindruck eine Rolle spielen. „Bei dem einen oder anderen muss man nochmal genauer hinschauen. In so einem Spiel wie heute hat mir die Körpersprache bei einigen nicht gefallen. Wenn man erfolgreich sein will, braucht man auch Charaktere, die im Wind stehen“, bemängelte Hecking. „Das ist etwas, was mir nicht gefallen hat und was man kritisch analysieren muss. Das heißt aber nicht, dass wir deshalb Spieler verabschieden. Ein paar kritische Worte werden aber noch fallen müssen. Dann werden wir im nächsten Jahr hoffentlich erfolgreicher sein.“

Einen ähnlichen Ansatz gab es vor zwölf Monaten, doch hat die Mannschaft erneut in den entscheidenden Spielen nicht die nötige Standhaftigkeit abgerufen wie nun am letzten Spieltag beim HSV. Allein das Tor zum 1:1, das Drmic mit einem seiner drei Torschüsse des Tages erzielte, war ein gelungener spielerischer Akzent, den die Borussen setzten. „Gefühlt mit unserer ersten richtig guten Aktion sind wir zum Ausgleich gekommen. Danach hatten wir, auch nach der Systemumstellung, eine bessere Phase. Aber es war trotzdem nicht das, was wir uns vorgestellt hatten“, monierte Hecking.

 So ist es für die Borussen ein Saisonabschluss, der wegen der trotz allen Ungemachs vorhanden Möglichkeiten, mehr zu erreichen, unbefriedigend ist. „Wir haben uns nicht gut aus der Saison verabschiedet. Wir haben die vorderen Plätze nicht heute verspielt, aber heute war es von der ersten Minute an nichts von uns, wir haben uns nicht von unserer besten Seite gezeigt“, gestand Kramer. „Es ist aber eigentlich ein Lob an die Arbeit des Vereins, dass wir nicht gelobt werden, wenn wir Neunter werden. Ich habe die Erwartungshaltung selbst – man sollte immer ehrgeizig sein“. sagte Kramer, der empfiehlt, künftig wieder das „Von-Spiel-zu-Spiel-Dogma“ zu etablieren. „Wir dürften nicht auf irgendwas gucken, sondern einfach spielen und dann schauen, wo wir sind“, sagte Kramer. Und: „Wir sind so zu recht Neunter, so wie Bayern zu recht Meister ist. Am Ende lügt die Tabelle nicht. Die Saison war solide, aber nicht gut.“

(kk)
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