Elfmeterszene im DFB-Pokal-Finale Schiedsrichter Zwayer steht zu seiner Entscheidung

Berlin · Der Zweikampf zwischen Frankfurts Kevin-Prince Boateng und Javi Martínez in der Schlussphase des DFB-Pokalfinales erregte vor allem die unterlegenen Münchner. Nun hat Schiedsrichter Zwayer erklärt, warum er keinen Strafstoß gab.

 Felix Zwayer entscheidet in der Nachspielzeit des DFB-Pokals-Finales nicht auf Elfmeter für den FC Bayern.

Felix Zwayer entscheidet in der Nachspielzeit des DFB-Pokals-Finales nicht auf Elfmeter für den FC Bayern.

Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Schiedsrichter Felix Zwayer hat zwei Tage nach dem DFB-Pokalfinale seine Entscheidung verteidigt, in der Schlussphase keinen Foulelfmeter für den FC Bayern zu geben. „Auf den Bildern habe ich keinen Kontakt gesehen, der mich überzeugt hat, meine ursprüngliche Wahrnehmung und Entscheidung zu ändern. Auch mit dem Abstand von zwei Tagen stehe ich zu dieser Entscheidung“, sagte Zwayer dem „Kicker“. Die Münchner waren nach der 1:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt am Samstag erbost, weil der Berliner nach einer Attacke von Kevin-Prince Boateng gegen Javi Martínez beim Stand von 1:2 nach Ansicht der Fernsehbilder dabei blieb, Eckball zu geben.

Zwayer erläuterte, dass er anhand des Bildmaterials keinen Kontakt habe sehen können, der ursächlich für das zu Fall kommen von Martínez gewesen sei. „Treffer und Wirkung haben für mich nicht zusammengepasst“, betonte der Unparteiische.

Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern München: Umstrittene Elfmeterszene im DFB-Pokal-Finale
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Umstrittene Elfmeterszene im DFB-Pokal-Finale

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Foto: Sky Sport HD/Screenshot/Sky Sport HD

Nachdem Boateng den rechten Fuß von Martínez getroffen hatte, konsultierte Zwayer nach eigenen Angaben Video-Assistent Bastian Dankert, der ihm mitteilte, es habe einen Kontakt gegeben. Er bat Zwayer darum, sich die Bilder noch einmal selbst anzuschauen. Dieser war mit dem vorhandenen Bildmaterial zufrieden. „Ich habe den Kontakt gesehen, aus meiner Sicht war es jedoch kein intensiver Kontakt, da Martínez den getroffenen Fuß noch ohne Bewegungsänderung und stabil auf dem Boden aufsetzt, bevor sein anderes Bein abhebt, nach vorne fliegt und er hinfällt“, erklärte der 37-Jährige.

DFB-Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich konnte Zwayers Begründung zwar nachvollziehen, sagte dem „Kicker“ aber auch: „Gleichwohl machen wir uns in der Kommission intensiv Gedanken darüber, ob solche Entscheidungen am Ende in der Öffentlichkeit noch nachvollziehbar sind, da es dort schon eine erdrückende Meinungsmehrheit in Richtung Strafstoß gibt.“ Auch Boateng hatte eingeräumt: „Ich treffe ihn, wenn er Elfmeter gibt, kann ich mich nicht beschweren.“

Zwayer als Video-Schiedsrichter zur WM

Der Wirbel um den versagten Final-Elfmeter lässt die Zweifel am Videobeweis vor der WM weiter kräftig wachsen. Als einer von 13 Unparteiischen ist der 37-Jährige bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ausgerechnet als Video-Schiedsrichter im Einsatz - und steht nun vor der Abreise nach Moskau heftig in der Kritik.„Dann brauchen wir auch keinen Videobeweis, dann können wir es auch lassen. Aber so ist es eine Vollkatastrophe“, zürnte Bayerns Torhüter Sven Ulreich über den ausgebliebenen Strafstoßpfiff Zwayers.

Für Zwayer war es nicht der erste unglückliche Auftritt dieser Saison. Beim Zweitrundensieg der Bayern gegen RB Leipzig schimpften Ralf Rangnick & Co. massiv über den Berliner. Ende Oktober schaute Zwayer seine fragwürdige Elfmeterentscheidung beim Bundesligaspiel zwischen Wolfsburg und Hoffenheim noch einmal an - und blieb dabei.

Wie die Spieler wertete auch Ex-Schiedsrichter Peter Gagelmann den ausgebliebenen Strafstoß im Pokalfinale als Fehler. „Das ist sehr schade, weil er das Spiel mit seinem Team fantastisch geleitet hat. Manchmal hängt man an einer Entscheidung, da sieht man dann alt aus“, sagte Gagelmann bei Sky. Negative Auswirkungen auf den WM-Einsatz sieht er aber nicht: „Jedes Spiel ist ein Lernprozess, das wird ihn natürlich schulen für die WM.“

Sinnbild der Premierensaison

Dass der Videobeweis die Debatten über Schiedsrichter keinesfalls beendet hat, sondern bis zum Schluss noch anheizte, ist Sinnbild für eine Premierensaison mit vielen korrekt korrigierten Entscheidungen, aber auch Schwierigkeiten. Auf der WM-Bühne steht das technische Hilfsmittel nun vor der ganz großen internationalen Bewährungsprobe. „Den Videobeweis kann man noch deutlicher überdenken, als man es vielleicht eh schon tut“, monierte Nationalspieler Mats Hummels.

Der Weltverband zeigte sich zuletzt zuversichtlich für die WM in Russland vom 14. Juni bis 15. Juli. Vollständige Aufklärung sei dabei auch nicht möglich, betonte Schiedsrichter-Chef Massimo Busacca: „Nur eine Entscheidung bei der nächsten WM ist genug, um zu sagen: Es war gut, dass wir den Videobeweis eingeführt haben. Das Ziel ist nicht, dass wir zu 100 Prozent richtige Entscheidungen erreichen, sondern dass wir einen Skandal verhindern.“

(dpa)
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