Vettel-Aus bei Ferrari Ex-Formel-1-Pilot Glock fürchtet Folgen für deutschen Motorsport

Düsseldorf · Das Ende der unglücklichen Liebesbeziehung zwischen Sebastian Vettel und der Scuderia könnte für den deutschen Motorsport schlimme Folgen haben, glaubt der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock.

Mittlerweile im BMW in der DTM: Timo Glock.

Mittlerweile im BMW in der DTM: Timo Glock.

Foto: Krebs, Andreas (kan)

Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock sieht den Abschied von Ex-Weltmeister Sebastian Vettel bei Ferrari mit Sorge. „Generell ist es natürlich erstmal ein Schock, wenn man das schwarz auf weiß sieht. Es hat sich in den vergangenen Wochen ein bisschen angedeutet, dass Ferrari und Vettel es nicht schaffen, vertraglich eine Einigung zu erzielen“, sagte der einstige Toyota-Fahrer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Sollte Vettel kein neues Cockpit finden, droht 2021 das erste Jahr ohne deutschen Fahrer seit 1981 und womöglich das Ende der Rennfahrernation Deutschland. Von der durch Michael Schumacher ausgelösten Schumi-Mania der 90er Jahre ist nicht mehr viel übrig. „Das wäre ein Drama für die Formel-1-Fans in Deutschland, wenn es gar keinen deutschen Fahrer mehr gäbe. Die Situation ist natürlich für Sebastian schwierig, weil es einfach wenige Optionen momentan gibt, um in einem konkurrenzfähigen Auto zu sitzen“, sagte Glock und fürchtet weitere Einbußen für den Stellenwert des Motorsports: „Wenn wir gar keinen Deutschen mehr hätten, wäre das natürlich für die TV-Zeiten deutlich schwerer, weil man keinen Star mehr hat, über den man berichten kann.“ 

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Foto: AP/Joan Monfort

Bis 2017 kämpften zwanzig Jahre immer mindestens drei deutsche Formel-1-Piloten in der Königsklasse um Punkte. Auf dem Höhepunkt waren es 2010 sogar sieben (Glock, Heidfeld, Hülkenberg, Rosberg, M. Schumacher, Sutil, Vettel).

Glock hat die Hoffnung für den 32-Jährigen, der von 2010 bis 2013 mit Red Bull vier WM-Titel in Folge holte aber noch nicht aufgegeben: „Spannend wird natürlich, was Lewis Hamilton und Valtteri Bottas angeht, ob man Sebastian Vettel vielleicht einmal in Silber sieht und Lewis Hamilton in Rot. Das wäre mit Sicherheit sehr, sehr interessant.“ Ein WM-Sieg von Serienmeister Hamilton mit der Scuderia würde ihn endgültig in den Olymp der besten Rennfahrer in der Geschichte hieven. Dass es für Vettel im letzten Jahr mit Ferrari doch noch mit ersehnten Titel klappen kann, bezweifelt der 2020 wieder für BMW in der DTM starten soll. „Er hat zwar immer noch die Chance, wenn es in diesem Jahr nochmal Rennen geben sollte, aber es wird schwierig. Wenn beide Seiten wissen, dass sie sich trennen, konzentriert sich natürlich alles auf Charles Leclerc. Man sollte niemals nie sagen.“

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Foto: dpa/Tom Boland

Für Glock deutet die Entwicklung aber vor allem darauf hin, wie schwierig es für junge Motorsport-Talente geworden ist. „Die ganzen Klassen davor - ob das Formel 2 oder Formel 3 ist - sind extrem teuer geworden. Das kann sich heute fast keiner mehr leisten. Deswegen ist die Frage, ob das Konzept, was den Motorsportnachwuchs angeht, noch der richtige Weg ist und ob man nicht Dinge überdenken sollte und müsste.“

Einem traut Glock mittelfristig aber den Sprung in die Königsklasse zu: „Natürlich ist da noch der eine oder andere im Hintergrund, wie natürlich Mick Schumacher, den man ganz oben auf der Liste haben muss als nächsten Deutschen, der da kommen kann.“

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