"Grauenhafte Büttenrede" Hessens Innenminister macht Witze über Flüchtlinge

Das sollte wohl lustig sein: Bei einem Fastnachtsauftritt hat der hessische Innenminister Peter Beuth über minderjährige Flüchtlinge gespottet. Ausschnitte seiner Büttenrede landeten bei Twitter. Jetzt fliegt dem CDU-Politiker der Auftritt um die Ohren.

 Der hessische Innenminister Peter Beuth während einer Debatte im Landtag (Archivbild vom 21.11.2017).

Der hessische Innenminister Peter Beuth während einer Debatte im Landtag (Archivbild vom 21.11.2017).

Foto: dpa, som pil rho

An Karneval darf man vieles aufs Korn nehmen. Doch sind Witze über minderjährige Flüchtlinge lustig? Der hessische Innenminister Peter Beuth fand das offenbar schon. Er hielt eine Büttenrede auf der Gockel Raketensitzung in Taunusstein (Rheingau-Taunus-Kreis), wie unter anderem die "Frankfurter Rundschau" berichtet. Bei seinem Versuch, Lacher zu ernten, spöttelte der CDU-Politiker auch über minderjährige Flüchtlinge, die den deutschen Staat täuschen wollten. Wörtlich sagte Beuth:

"Schwer gedrückt, wenn Migration ins Zentrum rückt.
Vor dem Flüchtlingsverwalter

verschleiert mancher gern sein Alter.
Das stellt unseren Staat fast bloß
macht Bürger ganz verständnislos.

Manch Flüchtling in 'nem Jugendheim
könnt fast eher Rentner sein."

Es folgen vereinzelte Lacher, ein Tusch, zaghafter Applaus. Einigen Karnevalisten auf der Sitzung mag die Passage gefallen haben. Doch dann postete Carsten Sinß, SPD-Mitglied und Stadtverordneter in Oestrich-Winkel, ein Video des Auftritts auf Twitter. Man kann die Büttenrede allein schon aufgrund des verunglückten Versmaßes als unangenehm empfinden:

Seither erregt die Karnevalsrede des Politikers die Gemüter. SPD und Linke sind empört. Der Minister spotte in seiner "grauenhaften Büttenrede" über minderjährige Flüchtlinge und gehe damit am politisch rechten Rand auf Stimmenfang, kritisierte die Vorsitzende der Fraktion "Die Linke" im hessischen Landtag, Janine Wissler, laut einem Bericht der "Welt". Satire dürfe zwar viel, aber bei Weitem nicht alles, erklärte demzufolge der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Günter Rudolph. "Die politische Fastnacht zielt mit ihren Beiträgen normalerweise auf die Mächtigen, Herr Beuth hat dafür die Schwächsten der Gesellschaft gewählt."

Viele Nutzer sind empört

Mehr als 71.000 Mal wurde das Video bei Twitter bis Dienstagmittag abgerufen. Viele Internetnutzer finden die Büttenrede daneben. Unter dem Post finden sich zahlreiche Kommentare: "Das ist widerlich", schreibt ein Nutzer. Ein anderer findet: "Schlechteste Büttenrede ever...".

Viele diskutieren darüber, wie weit Satire gehen darf. So ist unter anderem zu lesen: "Satire/Karneval ist eine polarisierende Geschmackssache. Wäre das irgendein Redner gewesen, hätte ich es als 'nicht mein Geschmack' abgetan. So bin ich jetzt am Fremdschämen." Es gibt aber auch Meinungen wie: "Sie meinen, Satire darf nicht alles? Wie heuchlerisch. Dazu ist sie doch da. Und man muss damit leben können, dass sie auch mal gegen einen selber oder die eigenen Ideen geht."

Die Diskussion um Alterstests bei jungen Flüchtlingen war durch die tödliche Messerattacke auf eine 15-Jährige in Kandel in Rheinland-Pfalz in Gang gekommen. Das Mädchen soll erstochen worden sein - tatverdächtig ist ein 15-jähriger Afghane, dessen Alter angezweifelt wird. Viele Politiker fordern seither konsequentere Altersprüfungen bei jungen Flüchtlingen. Kinderärzte lehnen obligatorische medizinische Alterstests dagegen ab.

(oko)
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