Brüggen Flüchtling wegen Vergewaltigung angezeigt

Brüggen · Ein Flüchtling, der in Brüggen untergebracht war, soll eine Jugendliche vergewaltigt haben. Der junge Mann ist auf freiem Fuß. Aus Opferschutzgründen habe man die Öffentlichkeit nicht informiert, erklärt die Polizei.

Ein Flüchtling aus Brüggen soll eine Jugendliche vergewaltigt haben. Schon am 29. Oktober, unmittelbar nach dem Vorfall, ging die junge Frau mit ihren Eltern zur Polizei und erstattete Anzeige. Nach Recherchen unserer Redaktion soll sich die Jugendliche mit zwei jungen Männern in einer Wohnung aufgehalten haben. Dabei soll auch Alkohol geflossen sein. Nachdem ein 26-Jähriger den Raum verlassen hatte, soll der 22-Jährige die Jugendliche vergewaltigt haben.

Die Polizei sicherte Spuren und vernahm die Beteiligten, nahm den 22-Jährigen aber nicht fest. „Einen dringenden Tatverdacht haben wir im Moment nicht“, erklärte Lothar Gathen als Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach am Donnerstag. Auch bestehe keine Fluchtgefahr, da sich die beiden Beschuldigten an Orten aufhielten, die den Ermittlern bekannt sind. Der 22-Jährige bestreite die Tat. Er stammt laut Polizei aus dem Irak. Der Mann soll in einer Unterkunft für Asylsuchende in Brüggen gewohnt haben, sich inzwischen aber nicht mehr dort aufhalten, sondern bei Verwandten in Essen.

Die Jugendliche und der 22-jährige Beschuldigte kannten sich offenbar aus dem Unternehmen, in dem der junge Mann beschäftigt war. Der Vater des Mädchens hat einen Betrieb und engagiert sich seit Langem für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Regelmäßig bietet er Praktika und andere Qualifizierungsmaßnahmen für Flüchtlinge an. Seit März sei der 22-Jährige bei ihm tätig gewesen, berichtete er im Gespräch mit unserer Redaktion. Dass sich der junge Mann an seiner Tochter vergangen haben soll, macht den Vater fassungslos: „Das ist ganz furchtbar. Das war ein Mensch, dem ich vertraut habe.“ Das Geschehene sei „für uns der Horror“, so der Vater. Die Tochter schrecke aus dem Schlaf hoch und habe Panikattacken. Er fühle eine große Hilflosigkeit, „vor allem, wenn das eine Person war, der man so vertraut hat“. Dennoch will er sich weiterhin für die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt einsetzen und auch künftig Asylsuchende beschäftigen.

Bei der Polizei dauern die Ermittlungen an. In den Vernehmungen habe sich gezeigt, dass es in den Aussagen der Beteiligten Widersprüche gebe, erklärte Polizeisprecher Wolfgang Goertz. Den Fall will die Polizei in den kommenden Tagen an die Staatsanwaltschaft weiterleiten. Die Staatsanwaltschaft entscheide dann, ob es weitere Ermittlungsansätze oder einen hinreichend dringenden Tatverdacht gebe, erklärte Gathen für die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach. Sowohl die beiden Beschuldigten als auch die Jugendliche werden inzwischen anwaltlich vertreten.

Dass die Polizei die Öffentlichkeit nicht sofort über die dem jungen Mann vorgeworfene Vergewaltigung informierte, liege nicht daran, dass die Polizei etwas unter den Teppich kehren wolle, erklärte Polizeisprecher Goertz: „Wir haben das aus Opferschutzgründen nicht mitgeteilt.“ Noch liefen die Ermittlungen, man wisse, wo sich die beiden Beschuldigten aufhielten, „und wir sind als Ermittlungsbehörde nicht diejenigen, die frühzeitig etwas losschicken“, so Goertz. „Das hat nichts mit Vertuschen zu tun, sondern damit, dass wir aus Opferschutzgründen erstmal gehalten sind zu gucken, wie sich der Fall darstellt.“

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