Unternehmen in Neuss hoffen auf Ende der Trockenheit Niedrigwasser sorgt für Probleme im Hafen

Neuss · Lieferanten müssen teilweise dreimal fahren, um gewünschte Gütermenge zu transportieren. Auch Personenschifffahrt ist betroffen.

 Die Hafenbetriebe leiden unter dem trockenen Herbst.

Die Hafenbetriebe leiden unter dem trockenen Herbst.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Sonne, angenehme Temperaturen, der Regenschirm kann zuhause bleiben – viele Menschen im Rheinland erfreuen sich derzeit am „Goldenen Oktober“. In der Binnenschifffahrt sieht man das allerdings anders. Dort sehnt man den Regen herbei, denn die lang anhaltende Trockenheit bereitet Probleme. Bereits seit mehreren Wochen sind in großen Teilen des deutschen Wasserstraßennetzes sinkende Wasserstände zu beobachten.

Laut Thomas Düttchen, bei der RheinCargo im Neusser Hafen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, liegt der Pegel (Stand Freitag) im Bereich der Landeshauptstadt und der Quirinusstadt bei 57 Zentimeter. Zum Vergleich: Der niedrigste gemessene Stand lag am 30. September 2003 bei 40 Zentimetern. „Die Schiffer rechnen dann noch einmal 1,25 Meter drauf. Das ist dann die Abladetiefe“, erklärt Düttchen. Heißt: Wenn ein Schiff vier Meter Abladetiefe realisieren könnte, ist man momentan weit von der maximalen Kapazität entfernt. Bei zuviel Tiefgang wären „Grundberührungen oder Festfahrungen“ die Folge, warnt der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).

Ein Problem für die Binnenschifffahrt und die Häfen ist, dass die Transportkosten per Schiff durch das Niedrigwasser steigen. Produkte beziehungsweise Güter mit geringen Margen werden dann nicht mehr umgeschlagen. Es entsteht „eine Verknappung des Schiffsraumes in den Niedrigwasserphasen, da die Schiffe in diesen Zeiten über 50 Prozent ihres Ladevolumens einbüßen“, so Jan Sönke Eckel, Geschäftsführer der RheinCargo. Dies hat dann zur Folge, dass diese Güter auf Eisenbahn und Lkw verlagert werden. Julian Sels, Geschäftsführer der O. & L. Sels GmbH & Co. KG, bestätigt das Problem: „Viele Schiffe müssen zwei- oder sogar dreimal fahren, um die Güter in der benötigten Menge liefern zu können.“ „Bei so einer langen Niedrigwasser-Periode sei es nicht mehr möglich, Lieferungen aufzuschieben.

Betroffen ist auch die Personenschifffahrt. Im Rahmen der „Panoramafahrten Düsseldorf“ können die Schiffe derzeit nicht in den Medienhafen einfahren, heißt es von der „Köln-Düsseldorfer“. Für die Fähre „Michaela II“ zwischen Langst und Kaiserwerth ist das Niedrigwasser kein großes Problem, wie Fährbetreiber Hajo Schäfer berichtet. Anders sieht es zwischen Uedesheim und Himmelgeist aus, wo die „Maria-Franziska“ des Familienunternehmens pendelt. Dort ist bereits seit Anfang Juli die Saison zu Ende. „Die Anleger liegen fast auf dem Trockenen“, so Schäfer.

An das Trocken-Jahr 2003 kann er sich noch gut erinnern. Anfang Oktober sei der Wasserstand so niedrig gewesen, dass man auf Kaiserswerther Seite einen alten VW Käfer im Rhein entdeckt habe. „Nahezu jedes Jahr kommt es in den Sommermonaten aufgrund fehlender Niederschläge zu sinkenden Pegelständen an den Flüssen in Deutschland“, so der BDB. Doch der Sommer 2018 war ein extremer. „Und jetzt kommt auch noch ein trockener Herbst hinzu“, sagt Thomas Düttchen. „Das verschärft die Situation.“

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