Moers Moerser protestieren gegen Rechts

Moers · Mehrere Hundert Menschen haben am Dienstagabend am Königlichen Hof gegen rechtsradikales Denken und Handeln und für ein „buntes, nicht braunes“ Moers demonstriert.

Moerser protestieren gegen Rechts
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Organisatoren vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage konnte zufrieden sein: 250 bis 300 Menschen waren zum Königlichen Hof gekommen, um unter dem Motto „Kein Platz für Hetze und Hass“ ein Signal für ein weltoffenes, tolerantes Moers zu setzen. Die Demonstration sei bereits seit zwei Wochen geplant gewesen, berichtete Hajo Schneider vom Bündnis. Anlass war ein geplantes Treffen der AfD in Moers mit dem Bundestagsabgeordneten Kay Gottschalk, der vor einiger Zeit zum Boykott türkischer Läden aufgefordert hatte. Ob und wo die AfD-Versammlung stattfand, war zum Zeitpunkt der Demo unklar. Schneider empfahl der Moerser Gastronomie, sich an der Kölner Aktion „Kein Bier für Nazis“ zu nehmen. „Das ist richtig“, sagte er unter dem Beifall der Menge.

Viele Menschen kamen aber weneiger wegen der AfD, sondern um gegen die Schändung von Stolpersteinen zum Gedenkan an Nazi-Opfer und gegen Nazi-Schmierereien in Vinn vor zehn Tagen zu protestieren. „Diesen Rechten darf man in keinem Fall Recht geben“, appellierte Bernhard Schmidt vom Verein „Erinnern für die Zukunft“, der zusammen mit der Christlich-Jüdischen Gesellschaft bislang 92 Stolpersteine in Moers verlegt hat. „Wir machen weiter“, kündigte Schmidt an und bat um Unterstützung. Hajo Schneider betonte: „Auch Erinnerungsarbeit ist Kampf gegen Rechts.“ Er zog Parallelen zu aktuellen Vorfällen in Chemnitz und zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen Anfang der 1990er Jahre. „Wenn 800, 900 Menschen Ausländer hassen und jagen – das kann nicht in Ordnung sein.“

Der Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim forderte: „Wir müssen alle miteinander verhindern, dass diese rechten Kräfte stärker werden.“ Auch außerhalb der AfD stelle er einen zunehmenden Gebrauch „rechten Vokabulars“ in politischen Kreisen fest, etwas wenn vom Asyltourismus die Rede sei. Yetim hatte bei Facebook für die Demo geworben. „Gerade weil es heute ungestraft möglich, ist den Hitlergruß in Chemnitz zu zeigen, müssen wir jetzt Haltung zeigen“, schrieb er dort.

Zum Schluss der kurzen Kundgebung riet Schneider dazu, auch im Alltag wachsam zu sein: „Wenn der Nachbar rassistische Sprüche klopft – dagegen halten. Solange wir die gewähren lassen, solange werden sie weitermachen.“

Die AfD warf dem Bündnis für Toleranz vor, mit dem Demo-Aufruf „gegen die Prinzipien unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ zu verstoßen und das politische Klima zu vergiften.

Die Wirtin der Gaststätte „Piccolo“ stellte gestern klar, dass es „zu keiner Zeit wissentlich eine ordentlich angemeldete Veranstaltung irgendeiner politischen Gruppierung“ dort gegeben habe. „Wir bieten keiner politischen Richtung eine Bühne.“ Das Piccolo war als Ort des AfD-Treffens gehandelt worden.

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