Entwicklungen im Überblick Sechs Coronavirus-Fälle in NRW – Karneval sorgt für „neue Qualität“

Düsseldorf · Bei dem Coronavirus-Ausbruch in Gangelt wurden nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums insgesamt sechs Patienten infiziert. Einer von ihnen - ein 41-jähriger Bundeswehrsoldat - werde in Rheinland-Pfalz behandelt. Am Donnerstag werden weitere Testergebnisse erwartet.

Coronavirus: Erster Fall in NRW - Transport in Düsseldorfer Unilklinik
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Coronavirus erstmals in NRW - Transport in Düsseldorfer Unilklinik

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Infiziert sind demnach ein 47-jähriger Mann und seine 46 Jahre alte Frau, die derzeit in der Uniklinik Düsseldorf behandelt werden. Bestätigt wurde der Coronavirus-Verdacht außerdem bei einer Mitarbeiterin des 47-Jährigen und bei deren Lebensgefährten. Hinzu komme der Soldat sowie ein Arzt, der in den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach arbeitet, wie eine Ministeriumssprecherin am Donnerstag sagte.

Haben sich auch Kindergartenkinder und Karnevalsbesucher infiziert? An diesem Donnerstag werden zahlreiche weitere Testergebnisse von Kontaktpersonen der Infizierten erwartet. In Gangelt im Kreis Heinsberg sind die rund 300 Besucher einer Karnevalsveranstaltung aufgerufen, sich bei den Behörden zu melden. Auch 65 Kinder einer Kita werden getestet.

„Wir haben eine neue Qualität“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Abend in den „Tagesthemen“. Bisher habe man in Deutschland immer direkte Verbindungen nach China, zum Ausbruchsgeschehen in Wuhan, herstellen können. „In NRW ist das jetzt nicht der Fall, es könnte Hunderte Kontaktpersonen geben. Es war ja Karneval und es gab entsprechende Teilnahme an Veranstaltungen. Und weiter: „Das macht es sehr sehr schwer, jeden Kontakt herauszufinden und zu isolieren. Das ist ein großes Stück Arbeit für die Behörden, dass nicht unbedingt gelingen muss."

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Foto: dpa/Arne Dedert

Gute Nachrichten gab es in der Nacht auf Donnerstag aus der Stadt Köln: Bei allen getesteten Patienten und Mitarbeitern der Uniklinik habe der Test keinen Nachweis auf Coronaviren ergeben. Der schwer erkrankte 47-Jährige aus Gangelt hatte sich im Februar zweimal in der Uniklinik zu ambulanten Untersuchungen zu einer anderen Erkrankung aufgehalten. Zehn Mitarbeiter der Uniklinik Köln und 31 Personen, die in den gleichen Wartezimmern gesessen haben, waren als mögliche Kontaktpersonen ermittelt worden. Für sie gilt weiterhin eine zweiwöchige Isolation.

Viele Blicke richten sich auf den Kindergarten, in dem die infizierte 46 Jahre alte Frau, die in der Uniklinik Düsseldorf behandelt wird, arbeitet. Alle Kinder der Einrichtung sollten untersucht werden. „Da werden jetzt die sogenannten Abstriche gemacht und wir werden irgendwann morgen wissen, ob Kinder infiziert sind oder nicht“, hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch erklärt. Die Kinder aus der Einrichtung und deren Eltern seien gebeten worden, zu Hause zu bleiben. Der Kindergarten mit 65 Plätzen teilte mit, dass er bis 6. März geschlossen bleibe.

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

„Die Gemeinde Gangelt kristallisiert sich derzeit als Schwerpunkt der Covid-19-Infektionen im Kreis Heinsberg heraus“, hatte die Verwaltung des Kreises am späten Mittwochabend mitgeteilt. Zur Eindämmung der Coronavirus-Fälle will der Krisenstab alle Besucher einer Karnevalsveranstaltung in der Gemeinde Gangelt im Nachhinein ermitteln. Der Kreis geht davon aus, dass an der Sitzung in einem Saal etwa 300 Besucher teilgenommen haben. Darunter soll auch das Ehepaar sein, das in der Uniklinik Düsseldorf behandelt wird.

Wichtig sei, nunmehr alle Besucher der Kappensitzung im Ortsteil Langbroich-Harzelt am 15. Februar zu erfassen. Diese sowie deren Partner und gegebenenfalls Kinder und andere Mitbewohner müssten für 14 Tage in häuslicher Quarantäne verbleiben, hieß es Mittwochabend.

Der Kreis Heinsberg hat Schulen und Kindergärten bis einschließlich Montag geschlossen. Kostenpflichtiger Inhalt Es herrsche aber keine Panik. Schwimmbäder und Stadtbüchereien seien geschlossen worden, wie eine Sprecherin mitteilte.

Auch anderswo in NRW gab es Reaktionen: Das in der kommenden Woche geplante internationale Badminton-Turnier German Open in Mülheim an der Ruhr wurde wegen des Coronavirus abgesagt. Die Ausbreitung des Virus stelle für die Stadt Mülheim, die das Turnier untersagte, ein unkalkulierbares Risiko für Besucher und Sportler dar, hieß es.

Angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus in Europa und Deutschland spricht die Bundesregierung von einer „neuen Situation“. Das Virus sei deutlich nähergerückt, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Neben den beiden Fällen aus dem Kreis Heinsberg wurde auch in Baden-Württemberg vier Fälle bestätigt.

Mit Agentur-Material.

(lukra/dpa)
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