Vor der Premiere von „Tristan und Isolde“ Hier ist der Abstand sogar komponiert

Düsseldorf · Die Rheinoper zeigt Wagners „Tristan und Isolde“ als musikszenisches Experiment. Teile des Orchesters werden auf der Bühne sitzen. Die drei Akte sind auf drei Abende verteilt.

 Linda Watson (Isolde, r.) und Sarah Ferede (Brangäne) in der neuen Düsseldorfer Inszenierung von Wagners Oper "Tristan und Isolde".

Linda Watson (Isolde, r.) und Sarah Ferede (Brangäne) in der neuen Düsseldorfer Inszenierung von Wagners Oper "Tristan und Isolde".

Foto: SANDRA THEN/DOR

Sie konnten zusammen nicht kommen – Tristan und Isolde, das von einem Liebestrank verzauberte Paar. Richard Wagner fand für sein Musikdrama rund um Trennung und Sehnsucht zu einem betörenden Sound. In Corona-Zeiten sind ja auch Abstand und Trennung oberste Gebote. Das ist eigentlich schlecht für eine „Tristan“-Aufführung mit vollem Orchestergraben und mitunter reichlich bevölkerter Bühne. Doch die Deutsche Oper am Rhein hat eine Lösung für das Dilemma gefunden: eine teils kammermusikalisch besetzte Werkfassung des Komponisten und Arrangeurs Eberhard Kloke.

Regisseur Dorian Dreher inszeniert nun diese Version für die Häuser Düsseldorf und Duisburg. Besondere Herausforderung: Das Orchester ist geteilt. Der Orchestergraben ist etwas luftiger besetzt, dafür befinden sich ein Streichquartett und der für die Tristan-Stimmung wichtige Spieler des Englischhorns auf der Bühne. „Diese Tristan-Fassung hat einen großen Einfluss auf die Inszenierung“, sagt Dorian Dreher. „Auf der Bühne wird viel an Klang sichtbar gemacht.“ Das stelle das Regieteam vor logistische Herausforderungen. „Darum wird dies keine herkömmliche Inszenierung, sondern eine Inszenierung dieser Fassung.“

Durch die Zweiteilung des Orchesters entstehe ein musikalischer Dialog. „Das ist wie ein permanentes Gespräch.“ Das passe ausgezeichnet zum „Tristan“ mit seiner Dialektik und den starken Kontrasten etwa zwischen Nacht und Tag oder zwischen Isolde und Brangäne. „Isolde ringt mit ihrer Vorgeschichte, während Brangäne versucht, Isolde ins Jetzt zu führen.“ Nur an einer Stelle werden die beiden Orchester miteinander verschmelzen, und zwar in der nächtlichen Liebesszene zwischen Tristan und Isolde im zweiten Aufzug.

Eine zusätzliche Entzerrung prägt die Produktion: Die drei Akte werden an drei verschiedenen Tagen aufgeführt. „Wir haben das so inszeniert, dass Verständlichkeit gegeben ist, auch wenn man nur einen Akt sieht“, sagt der Regisseur. Das Konzept funktioniere aber auch an einem Abend.

Besucher haben Gelegenheit für beide Modelle: Am 18., 19. und 20. Juni sowie 2., 3. und 4. Juli finden Aufführungen Akt für Akt nacheinander statt. In der kommenden Spielzeit 2021/22 erfolgt die Übernahme-Premiere am Theater Duisburg – dann alle drei Akte in einem Rutsch, wenn Corona nichts dagegen hat.

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