Neubau für Oper in Düsseldorf Architekten planen Klein-Sydney am Rhein

Düsseldorf · Ein Düsseldorfer Architekturbüro schlägt einen Neubau auf der Landzunge neben dem Landtag vor. Die Planer sprechen von einer „Oper, die der Stolz der Bürgerschaft wäre“. Kostenpunkt: 280 Millionen Euro.

Oper in Düsseldorf: Die Pläne für den Neubau
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Pläne für den Neubau der Oper in Düsseldorf

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Foto: CENTRUM/SNØHETTA/Boomtown

Die Oper ist baufällig, eine gründliche Sanierung kostet rund 100 Millionen Euro. Ist da ein Neubau mit mehr Möglichkeiten nicht besser? Die Grundsatzentscheidung soll dieses Jahr fallen. In der Düsseldorfer Architektenschaft ist dazu ein kreativer Wettstreit im Gange. Überschrift: Wie könnte eine neue Oper aussehen?

Jan Hinnerk Meyer und Hagen Lippe-Weißenfeld (Projektschmiede) haben Entwürfe für den Medienhafen und die Heinrich-Heine-Allee vorgelegt, Joachim Faust (HPP) überraschte mit einem 140-Meter-Turm am Hofgarten. Nun gibt es einen vierten Vorschlag, diesmal aus dem Büro RKW: eine neue Oper als Krönung und Ziel der Rheinuferpromenade gleich neben dem Landtag, und zwar auf der heute wenig beachteten Landzunge im Rhein.

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Foto: Entwurf: RKW Architektur +, Visualisierung: Anton Kolev, formtool

„Damit würde die Oper ihrem Namen gerecht: Deutsche Oper am Rhein“, sagt Dieter Schmoll, Geschäftsführender Gesellschafter des renommierten Düsseldorfer Planungsbüros. Man folge den Menschen ans Wasser, wie es schon Sydney, Hamburg, Kopenhagen, Reykjavík und Oslo mit ihren Opern-Neubauten getan hätten. Schmoll hat den Plan mit dem assoziierten Partner Jabra Soliman entwickelt.

Er kritisiert Meyers und Fausts Ideen. Sie passten nicht zur Heine-Allee mit ihren klaren Baublöcken und Gebäudehöhen, die nur vor Kopf vom Wilhelm-Marx-Haus überragt würden. Es wundere ihn, dass Meyer als Stadtbildpfleger der Düsseldorfer Jonges so mit dem Stadtbild umgehe. In der Umgebung von Landtag, Rheinturm und Medienhafen dagegen könne man freier agieren und eine auffällige Architektursprache wählen „für eine Oper, die Stolz der Bürgerschaft wäre“. Am Standort der alten Oper ließe sich dann in einem Neubau mit Dachgarten ein Fotomuseum mit Kulturforum unterbringen, so dass mit K20 und Kunsthalle ein Museumscampus entstünde. Die wichtigsten Fakten zum RKW-Entwurf, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt:

Das Gebäude

RKW plant eine Oper für alle, die auch jüngere Menschen anziehen soll. Einen Treffpunkt, der den ganzen Tag funktioniert. Wer sich der Oper am Rhein von der Altstadt aus nähert, geht am Ende der Rheinuferpromenade nach rechts und dort eine breite 60 Meter lange Treppe hoch. Er hat einen großen Bogen vor sich, einen Komplex in hyperbolischer Form, 40 Meter hoch. In der Aluminium-Fassade spiegelt sich der Rhein. Man kann rechts am Komplex vorbeigehen, aufs Wasser schauen und sich auf die Terrasse eines der Cafés setzen, die dort wie an den Kasematten untergebracht sind. Oder es geht durch die Drehtür der Glaswand ins Gebäude selbst.

Dann hat der Besucher einen großen Raum vor sich, der am Ende ins Freie übergeht. In der Mitte des Komplexes sind die Opern-Kassen, die Aufzüge, aber auch die Lobby eines Hotels platziert, das oben im spitz zulaufenden Gebäude unterbracht ist. Links und rechts geht es im Erdgeschoss am Betonkern vorbei, Geschäfte und Bistros werden passiert – und dann steht der Stadttourist auf einem Stadtplatz unter freiem Himmel, kann eine Freitreppe hinuntergehen aufs Wasser zu, geradeaus hat er das erste Hafenbecken mit der Brücke im Blick, rechts sind am Ende der Speditionstraße die beiden dunklen Hochhäuser mit dem Hyatt-Hotel zu sehen. Ein feiner Blick auf den Medienhafen.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Wolfgang Harste

Die Oper

Dreht sich der Flaneur herum, schaut er erneut in den großen Raum, in dem nun die äußere Form des Opernsaals wahrnehmbar ist. Dieser ist auf der ersten Ebene in die Tragkonstruktion eingehängt. Stützen sind nicht zu sehen, das Gebäude strahlt dadurch Leichtigkeit aus.

Die vier Ränge der Oper sind zu erkennen. Jeder hat eine eigene Garderobe. Der Saal fasst 1500 Menschen. Neben der Guckkastenbühne gibt es zwei Seitenbühnen (heute hat die Oper nur eine Seitenbühne). Durch hydraulisch ausfahrbare Tribünen in den Bühnen wird aus der Oper eine Philharmonie mit zentraler Bühne, 1000 zusätzliche Plätze stehen dann zur Verfügung.

Andienung

Drei Tiefgaragen-Ebenen mit 1200 Stellplätzen haben die Architekten eingeplant, im ersten Untergeschoss findet auch die Lkw-Anlieferung für Opernkulissen statt, mit dem Lastenaufzug geht es gleich zur Bühne. Auch Opernwerkstätten sind dort untergebracht. Wer mit der Straßenbahn kommen möchte: Die Linie 709 hält in Höhe des Apollo.

Das Hotel

Über der Oper ist ein Hotel mit 310 Zimmern möglich. Alle Zimmer haben Fenster nach außen. Seine Vermietung hilft dabei, die Oper zu finanzieren. In der Spitze der Rheinoper (oder, so Schmoll, dem „Rheinbogen“), gibt es ein Schwimmbad: 150 Meter lang, akutell aber „nur“ fünf Meter breit.

Oper in Düsseldorf - so könnte der Neubau aussehen
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Foto: Projektschmiede

Oper heute

Der Zustand der bestehenden Oper ist kritisch, Dach und Mauerwerk sind teils marode. Mit Aussagen über eine mögliche einjährige Schließung hat Oberbürgermeister Thomas Geisel nun für allgemeine Verwirrung gesorgt. Bei einer Veranstaltung der Aktionsgemeinschaft der Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine soll er eine entsprechende Bemerkung gemacht haben. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte Geisel mit: „Nach meinen Informationen muss man damit rechnen, dass der Opernbetrieb bei einer Sanierung für eine Spielzeit ausgelagert werden muss.“

Fachgutachter haben im Herbst 2018 etwas anderes mitgeteilt. Laut Projektschmiede soll die tragende Rohbaukonstruktion bis in den Keller durch Stahlstützen abgefangen werden, so dass eine Schließung nicht nötig ist. Bei der Oper zeigte man sich  folglich überrascht, da von einer Schließung bislang nicht die Rede gewesen sei. „Es sind Fachplaner beauftragt, den zeitlichen Ablauf der Sanierung zu planen. Die Bauphasen der Sanierung kennen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, die kommende Spielzeit wird aber wie geplant stattfinden – das heißt, nach den Ferien spielen wir weiter“, erklärten Intendant Christoph Meyer und Geschäftsführerin Alexandra Stampler-Brown.

Demnach beginnen die beauftragten Planer gerade erst damit, zu untersuchen, wie man das Dach der Oper sanieren könnte und wie lang das dauert. Es gebe auch Überlegungen, dies über mehrere Phasen zu planen. Klar ist allerdings: Auch für eine Auslagerung in der Spielzeit 20/21 wäre es angesichts der langfristigen Planungen der Oper wohl schon jetzt spät.

Die schon einmal verschobene Sanierung der maroden Bühnentechnik wird auch in dieser Spielzeitpause nicht stattfinden, da sich erneut keine Firma dafür fand. Man sei aber in Gesprächen, um diese Sanierung für die Spielzeitpause 2020 zu beauftragen.

Ihre Meinung Wie gefällt Ihnen der RKW-Entwurf einer Oper am Rhein? Schicken Sie Ihre Meinung an duesseldorf@rheinische-post.de

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