Klimakarte An diesen Orten droht extremes Wetter in NRW

Düsseldorf · Starkregen, Hitzeperioden und extreme Winde sind Folgen des fortschreitenden Klimawandels. Aber wo in NRW ist mit welchen Wetterphänomen zu rechnen? Unsere Karte zeigt es Ihnen.

 Wasser schießt in Kleve nach einem Unwetter aus der Kanalisation nach oben.

Wasser schießt in Kleve nach einem Unwetter aus der Kanalisation nach oben.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Ein Tag Hitze, ein Tag Starkregen, am dritten Herbstwetter - und all das im Sommermonat Juni. Das Wetter zeigt sich wechselhaft und extrem wie selten zuvor. Ursache ist der Klimawandel. Das bestätigt auch die Wissenschaft.

"Die Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes seit 1960 bis heute zeigen, dass die Temperatur alle 30 Jahre um ein Grad angestiegen ist", sagt Peter Hoffmann vom Potsdamer Institut für Klimaforschung. "In der Folge gibt es pro Jahrzehnt einen Hitzetag mehr. Seit den 80ern hat sich dieses Verhältnis jedoch stark verändert."

Vergleiche man die Hitzetage in den 80ern mit denen der Gegenwart, habe sich ihre Anzahl verdoppelt. Konkret: "Im Ruhrgebiet gab es zwischen den 1960ern und 1980er Jahren drei bis vier Hitzetage. Im Zeitraum zwischen 1988 und 2017 waren es fast doppelt so viele", sagt Hoffmann. "Und diese Entwicklung gilt fast flächendeckend für ganz Deutschland."

Die Klimamodellsimulation zeigt: Bis Ende des Jahrhunderts wird die Jahrestemperatur voraussichtlich um bis zu vier Grad steigen. "Das würde bedeuten, dass Hitzesommer wie der im Jahr 2003 mit 20 Hitzetagen zur Normalität gehören. Außerdem wird es deutliche Auswirkungen auf den Niederschlag haben", sagt Hoffmann. Die gleiche Regenmenge, die sonst in einem Jahr fällt, geht dann in wenigen Tagen nieder. "Das bedeutet, es wird mehr Trockentage geben, aber wenn es regnet, dann heftig."

Unwetter in NRW - umgeknickte Bäume, überflutete Straßen
16 Bilder

Unwetter in NRW - umgeknickte Bäume, überflutete Straßen

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Neben der Verteilung der Regenfälle übers Jahr ändert sich aber auch ihre Vorhersagbarkeit. "Starkregenfälle sind nicht kalkulierbar. Sie bilden sich so spontan wie die Blasen an der Oberfläche eines Topfes voll kochendem Wasser", sagt Hoffmann. Entsprechend könne es jeden Ort treffen.

Besonders die Großstädte dürften jedoch unter den Extremwetterlagen leiden. Orte also, an denen sowohl Hitze als auch Wasser wegen der starken Bebauung gespeichert werden. "In den Städten gibt es zu wenig Grünflächen, um für eine natürliche Abkühlung zu sorgen, und die Kanalisation ist nicht darauf ausgelegt, über 100 Millimeter Wasser in wenigen Stunden zu fassen." Zum Vergleich: Von der Unwetterwarnstufe 4 von 5 sprechen Meteorologen, wenn 25 Liter Regen pro Stunde und Quadratmeter fallen.

2015 hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) Berechnungen angestellt, um zu ermitteln, welche Regionen in Deutschland wie von Extremwetterlagen betroffen sein werden. Während der Osten Deutschlands vor allem mit Hitze und der Norden vor allem mit Überschwemmungen zu kämpfen haben wird, muss in NRW mit sehr unterschiedlichen Wetterlagen gerechnet werden.

Wir haben das Ergebnis der Berechnungen des DWD in dieser Karte eingezeichnet (Klicken Sie für weitere Erklärungen auf die verschiedenen Regionen auf der Karte oder lesen Sie unter der Karte weiter).

  • Gelbe Region: kühleres Klima

- Eigenschaften: gemäßigte Temperaturen bei großer Anzahl an Tagen mit Starkregen und Starkwind bei geringer Anzahl von Frost- und Trockentagen

- In Zukunft: Anstieg des Schadenpotenzials durch Extremereignisse wie zum Beispiel Flusshochwasser

- Betroffen: Wasserwirtschaft, Wasserhaushalt, Küsten- und Meeresschutz, Verkehr, Verkehrsinfrastruktur, Bauwesen, Industrie und Gewerbe

  • Blaue Region: Mittelgebirgsklima

- Eigenschaften: große Anzahl an Tagen mit Frost und Starkregen, hohe Sommer- und Winterniederschläge

- In Zukunft: Zunahme der Niederschläge in Wintermonaten bei seltenem Schneefall und höheren Durchschnittstemperaturen im Sommer und im Winter

- Betroffen: Wasserwirtschaft, Wasserhaushalt, Tourismus

  • Rote Region: warmes Klima

- Eigenschaften: besonders starker Anstieg von heißen Tagen und Tropennächten

- In Zukunft: stärkere Hitzewellen, voraussichtlich zunehmend mit Trockenheit verbunden, weitere räumliche Ausdehnung

- Betroffen: menschliche Gesundheit, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr, Verkehrsinfrastruktur

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, die Kanalisation sei nicht darauf ausgelegt, „über 100 Milliliter Wasser“ aufzunehmen. Gemeint waren natürlich Millimeter Niederschlag. Wir haben die Passage geändert und bitten für den Fehler um Nachsicht. Danke für die Hinweise!

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