Städtereisen Köln Willkommen in der "Millionenallee": Der Friedhof Melaten
Köln · Der Kölner Friedhof Melaten ist ein Ort des Todes und des Lebens zugleich. Bei einem Rundgang lernen Besucher einiges über die vielfältige Geschichte der rheinischen Millionenmetropole.
Der alte Melaten-Friedhof in Köln
Nur ein paar Schritte muss Ute Fendel mit der Besuchergruppe von der Friedhofskapelle aus zurücklegen, dann ist die erste Grabstätte eines Kölner Prominenten bereits erreicht: Jupp Schmitz, rheinischer Komponist und Schlagersänger, der den Karneval so treffend besang mit dem Lied "Am Aschermittwoch ist alles vorbei". 1991 wurde Schmitz hier beerdigt, und sein Grabstein ist mit den Noten seines bekanntesten Liedes geschmückt.
"Auf Melaten, den wir Kölner manchmal unbescheiden mit dem berühmten Friedhof Père-Lachaise in Paris vergleichen, haben wir eine Karnevalsecke, eine Schauspielerecke und eine Architektenecke", sagt Stadtführerin Fendel.
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Der zweistündige Rundgang führt kreuz und quer über das 43,5 Hektar große Areal mit seinen 55.500 Grabstätten. Er bietet interessante Einblicke in die Geschichte Kölns mit seinen sozialen Hierarchien - und in den Wandel der Grabkultur in den zurückliegenden 200 Jahren.
Der Friedhof Melaten entstand 1810 im Westen der Innenstadt auf dem Gelände eines ehemaligen Heimes für Leprakranke. Im Mittelalter war Melaten eine Hinrichtungsstätte. Die Protestanten Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden starben hier wegen ihres Bekenntnisses zu Luthers Lehren den Feuertod. Während der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert wurden über 30 Mädchen und Frauen hingerichtet. Der Name Melaten kommt der Überlieferung nach vom französischen Wort "malade" - was krank bedeutet.
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Die Gräber von Jupp Schlösser und Toni Steingass finden sich in der Karnevalsecke. Mit "Kornblumenblau ist der Himmel am herrlichen Rheine" erlangte Liedermacher Schlösser bundesweite Bekanntheit. Toni Steingass bekanntestes Lied "Der schönste Platz ist immer an der Theke" von 1950 wird von bekennenden Kneipengängern auch heute noch gerne angestimmt - nicht nur zur Karnevalszeit.
Karnevalsprominente, Banker und Firmengründer, Politiker und Schauspieler, Sportler und Medienmacher, alter Reichtum aus den Jahren der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert und neuer Reichtum - auf Melaten fanden viele ihre letzte Ruhestätte.
Bekannte Namen sind darunter: Gewerkschafter Hans Böckler, TV-Journalist Claus Hinrich Casdorff, die Frauenrechtlerin Mathilde von Mevissen, der Erfinder des Benzinmotors Nicolaus August Otto, die Schauspieler Gisela Uhlen, René Deltgen, Willy Birgel und Gunther Philipp, die Architekten Wilhelm Riphahn und Oswald Mathias Ungers.
"Viele Besucher fragen nach dem Grab von Willy Millowitsch", erzählt Ute Fendel. Die Familiengruft der Theater- und Schauspielerdynastie liegt ein wenig versteckt, abseits des Hauptwegs, der etwas pietätlos als "Millionenallee" bezeichnet wird. Protzige Grabdenkmäler erheben sich links und rechts des Weges. Die in Stein gemeißelten Zeugnisse sollen Bedeutung und vermeintlichen gesellschaftlichen Rang der Bestatteten für die Nachwelt unterstreichen. Dort trifft der Spruch "Ob arm oder reich, im Tod sind alle gleich" keinesfalls zu.
Herausragend ist das Mausoleum von Louis Hagen. Der Bankier hatte um 1925 rekordverdächtige 63 Aufsichtsratsmandate und 13 Vorstandsposten inne, war Präsident der Handelskammer und später auch Berater von Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer, dem ersten Bundeskanzler.
Gleich nebenan liegt die ausladende Gruft einer Unternehmerfamilie unserer Tage, geschmückt mit einer Darstellung der Ölberg-Szene. 1996 wurde das Mosaik von dem Münchner Künstler Kay Winkler geschaffen.
Schlicht hingegen sind die Familiengräber des SPD-Politikers Hans-Jürgen Wischnewski und Formel-1-Rennfahrers Rolf Stommelen. Aus der Reihe fällt die Grabstätte des Kölner Schauspielers, Komikers und TV-Entertainers Dirk Bach - schrill und pinkfarben, geschmückt mit dem Deutschen Comedypreis.
