Aromatherapie kann Herzen schaden Duftinvasion strapaziert die Gesundheit

Berlin/Düsseldorf · Duftbäumchen im Auto, Duft-Stäbchen mit asiatischer Note auf der Toilette, Aromatherapie im Spa-Bereich: Orte, die an sich keine Wohlgerüche verbreiten sollen so zu Wohlfühloasen werden. Sogar therapeutischer Nutzen wird der gezielten Beduftung nachgesagt. Manchen aber stinkt das nicht nur, es macht ihnen sogar gesundheitlich zu schaffen.

Aromatherapie richtig angewandt
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Foto: BASF

Duftstecker zur Geruchsneutralisierung, Räucherstäbchen, Lufterfrischer, duftende Briefmarken, Staubsaugerbeutel mit Duftnote, riechende Pappbäumchen in Autos oder Aromalampen im Yoga-Kurs: wir leben im Duftnebel. Unsere Nasen riechen nicht mehr wirklich wie es riecht, sondern immer öfter künstliche, manchmal natürliche ätherische Öle, die auf diverse Art und Weise in die Luft abgegeben werden. So wird uns eine Welt vorgekaukelt, in der wir nicht leben. Wir werden eingeseift mit vermeintlichen Wohlgerüchen.

Nach einer Stunde schlug Wirkung der Dufttherapie um

Wie es Mitarbeitern in Wellness-Oasen damit geht, untersuchten taiwanesische Forscher. Sie wollten herausfinden, wie sich der gerochene Wohlfühleffekt tatsächlich auf das körperliche Wohlbefinden auswirkt. Dabei machten sie eine erstaunliche Entdeckung: Die Aromatherapie, der die jungen Mitarbeiter in einem Spa-Bereich in Taipei zwangsläufig mitausgesetzt waren wirkte sich zunächst entspannend aus. Nach einer Beduftung von mehr als einer Stunde kehrte sich der Effekt aber um und begann, der Gesundheit zu schaden: Herz und Gefäße litten, denn der Blutdruck und die Herzfrequenz stiegen nach 75 Minuten deutlich an. Von Entspannung keine Spur mehr.

Man muss allerdings nicht in einen Spa-Bereich gehen, um über längere Zeit von Düften umgeben zu sein, die man gar nicht immer bewusst wahrnimmt. Duftstoffe befinden sich auch in Putz- und Reinigungsmitteln und lösen von dort ausgehend bei immer mehr Menschen allergische Reaktionen aus. Ebenso sind sie in Produkten zur Erfrischung der Raumluft enthalten oder werden eingesetzt, um öffentliche Räume zu beduften. In Kaufhäusern sollen sie beispielsweise verkaufsfördernd wirken. Die verschlüsselten "Duft-Botschaften" bestehen allerdings aus vielen synthetischen Stoffen, deren allergene Wirkung oft nicht bekannt ist. "Bisher ist das allergene Potenzial von 26 Duftstoffen anerkannt", lässt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wissen und hat darum gesetzlich geregelt, wo und in welcher Menge diese Stoffe enthalten sein dürfen. Ein Drittel der Kontaktallergien wird nach Angaben des Umweltbundesamtes durch Duftstoffe ausgelöst.

Hautreizungen, Asthma und Organschäden

Manche Menschen reagieren allergisch auf solche Stoffe, die sie mit dem Auge nicht wahrnehmen können. Asthma können solche Duftstoffe auslösen oder Kontaktallergien auf der Haut. Diese bemerkt der Betroffene durch entzündliche, rötliche Hautreaktion, die nach Informationen der Abteilung Dermatologie und Allergologie des Universitätsklinikums Gießen typischerweise mit Juckreiz, Bläschen und Schuppung einher gehen. Als besonders problematisch gelten Safrol, Methyleugenol oder Estragol, die in Duftölen oder kosmetischen Produkten enthalten sein können. Die Menge, in der sie vorkommen dürfen ist wegen des Gefährdungspotentials ebenfalls gesetzlich geregelt. Safrol ist zum Beispiel in größere Menge in Campheröl enthalten und kann nach Einschätzung des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz Krebs erzeugen.

Auch die Belastung der Raumluft mit Räucherkerzen, Duftkerzen oder Öllampen ist für manchen belastend. Zusätzlich zu Verbernnungprodukten wie Feinstaub, Kohlenmonoxid und Ruß kommt häufig auch Formaldehyd hinzu. Sie können Schleimhautreizungen hervorrufen, Kopfschmerzen auslösen oder Unwohlsein.

Schon vor einigen Jahren warnte der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte vor den Gefahren künstlicher Duftstoffe, die zum Beispiel aus Duftbäumchen ausströmen und vor allem das Krebsrisiko von Rauchern geradezu multiplizieren. Auch kann die Einnahme bestimmter ätherischer Öle im Extremfall zu Organschäden führen und darum auf keinen Fall nach dem Prinzip "viel hilft viel" über Konzentrationen von mehr als einem Prozent eingenommen werden. Toxisch wirken können so zum Beispiel Öle, solcher Pflanzen, die in der Küche durchaus zum Würzen verwendet werden: Basilikum, Anis, Bohnenkraut, Oregano, Salbei, Thymian, Ysop, Zimt oder Fenchel.

Nutzen für Unempfindliche

Als Raumduft verwendet stehen Basilikum, Fenchel, Kampfer, Krauseminze, Salbei, Ysop, Zedernholz und Zypresse in Verdacht, epileptische Anfälle auslösen zu können. Natürliche Öle in entsprechender Verdünnung können allerdings auch wohltuend wirken. Wer kennt ihn nicht, den wohltuenden Hustenbalsam, der mit Ölauszügen verdünnt auf die Haut aufgebracht Linderung bringt. Auch in Erkältungsbädern sind oftmals ätherische Öle enthalten, die die Durchblutung anregen und so schneller über Infekte hinweghelfen sollen.

In solchen Fällen können Menschen, die nicht empfindlich auf Haut oder Schleimhäuten reagieren von den natürlichen Ölen profitieren. Über die Schleimhäute von Mund und Nase gelangen die Wirkstoffe sogar bis ins Blut. Was sie einerseits dadurch so effektiv macht, macht sie andererseits für empfindliche Menschen, Kleinkinder und Säuglinge, Schwangere oder Allergiker zur Gefahr.

Als absolut verträglich gelten mit einer einzigen Ausnahme Rose, Lavendel und Teebaum: Auf der Haut sollten reine ätherische Öle niemals angewendet werden, da sie dort reizend wirken können. Als besonders problematisch gelten vor allem für Allergiker alle Zitrusöle sowie Öle aus Lorbeer, Zimtrinde und Cassia. Menschen mit Bluthochdruck sollten zudem Öle aus Rosmarin, Salbei, Ysop und Thymian meiden.

(wat)
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