Handballer verpassen Gruppensieg "So kannst du den letzten Angriff nicht spielen"

Zum Abschluss der Vorrunde ist Deutschland bei der Handball-EM nicht über ein Unentschieden gegen Mazedonien hinausgekommen. Nach der Partie war die Enttäuschung im deutschen Lager spürbar.

Deutschland - Mazedonien bei der Handball-EM: Bilder des Spiels
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Foto: rtr, MAT

Elf Sekunden vor Spielende setzte bei so manchem deutschen Handballfan die Schnappatmung ein. 25:25 stand es im abschließenden EM-Gruppenspiel gegen Mazedonien, als Kiril Lazarov, Star des Gegners, die Lücke in der deutschen Abwehr erkannte. Sein Abspiel erreichte den bulligen Kreisläufer Stojanche Stoilov. Der Profi des Champions-League-Sieger Vardar Skopje hatte nur noch Silvio Heinevetter vor sich — doch der Berliner Schlussmann erhielt seiner Mannschaft die Hoffnung auf einen Sieg, und ließ den Jubelschrei in den Kehlen mazedonischen Anhänger verstimmen.

Bundestrainer Christian Prokop nahm eine Auszeit, die hektisch verlief. Elf Sekunden. Nicht viel, wenn man eine bissige Abwehr knacken will, wenn man schon einige Chancen vergeben hatte, wenn man am guten Schlussmann Barko Rostovski, der einst für Gummersbach und die Rhein-Neckar Löwen spielte, gescheitert war. Aber dennoch viel Zeit, wenn man einen guten Plan hat und ihn gut ausführt. "So kannst du den letzten Angriff nicht spielen", kritisierte DHB-Vizepräsident Bob Hanning die letzte Aktion. Philipp Weber spielte von halblinks den Ball in die äußerste rechte Ecke zu Patrick Groetzki, der umgerannt wurde. Aus, vorbei — 25:25. "Ein vergebener Matchball" meinte Hanning.

"Wir sind zufrieden, denn wir sind sehr gut ins Turnier gestartet", sagte Ace Jonovski. Der lange Abwehrspieler der Mazedonier, vor der EM reaktiviert, verdient sein Geld bei der viertklassigen SG Ratingen und fährt nun als Gruppensieger mit 3:1 Punkten nach Varazdin.

Vier Teams mit zwei Punkten

Dort beginnt am Freitag die Hauptrunde der Gruppe 2. Dann dürfen die Mazedonier noch ausruhen, während das deutsche Team gegen Tschechien spielt. Am Sonntag geht es für Deutschland gegen Olympiasieger Dänemark und am Mittwoch gegen Ex-Weltmeister Spanien, die ebenfalls alle wie Deutschland zwei Punkte auf dem Konto haben. Mazedonien (3) hat die beste Ausgangslage, Slowenien (1) die schlechteste.

Der spanische Trainer der Mazedonier Raul Gonzalez überraschte zu Beginn mit der Variante, im Angriff den Torhüter für einen zusätzlichen Feldspieler zu "opfern". Es dauerte einige Zeit, bis sich die DHB-Auswahl darauf eingestellt hatte. Schon nach drei Minuten war Abwehrchef Finn Lemke wieder dabei, der erst in der Nacht zu Mittwoch zur Mannschaft gestoßen war. Und der Lange, der vor der EM unerwartet ausgemustert worden war und sich mit dem Bundesligisten Melsungen auf Teneriffa vorbereitete, zeigtet schnell, wie wertvoll er sein kann. Lemke blockte, Lemke dirigierte lautstark, Lemke war präsent.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit vergaben die Deutschen Chancen auf eine höhere Führung. Tobias Reichmann vergab einen Tempogegenstoß. Der Wurf von Paul Drux wurde gehalten. Reichmann bekam den Ball an den Fuß. Patrick Wiencek traf nur das Außennetz. Statt den Vorsprung beruhigend auszubauen, hieß es nur 12:11.

Auch in der zweiten Halbzeit gelang es den Männern von Trainer Christian Prokop nicht, sich freizuspielen. Der im Angriff überragende Steffen Weinhold (acht Tore bei elf Versuchen) und Drux waren die druckvollsten Akteure, während der beim deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen aktive Filip Taleski (sechs Tore) noch vor Kiril Lazarov (fünf) der erfolgreichste Mazedonier war. 19:16 (42.) führte der Gegner, nach dem 22:21 (52.) durch Gensheimers Strafwurf wurde es ein Krimi, in dem die Prokop-Mannschaft immer ein Tor vorlegte und Mazedonien ausglich. "Kämpferisch bin ich mit der Leistung zufrieden" , sagte Prokop.

Mit der Bilanz der Vorrunde kann er es aber nicht sein. Dass sie erträglich ausfällt, hat er Heinevetter und dessen Monsterparade zu verdanken am Ende einer Partie, nach der viele seiner Spieler wortlos den Weg in die Kabine suchten.

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